Wo es heimische Zecken maximal auf eine Größe von viereinhalb Millimeter bringen, schafft Hyalomma marginatum (hier im Bild) sechs.
Foto: APA/VETMEDUNI VIENNA/GEORG DUSCHER

Wien/Braunau am Inn – Sie hat sich nur kurz gezeigt, aber das hat gereicht: Die subtropische Riesenzecke Hyalomma marginatum kann in Österreich überwintern, wie ein in Oberösterreich entdecktes Exemplar belegt. Laut Georg Duscher vom Institut für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde das Tier im April in einem Privathaushalt im Bezirk Braunau am Inn gefunden.

An der Wiener Vetmed hätte man den Fund aus Oberösterreich gern noch eingehend untersucht, da wurde den Forschern aber ein Strich durch die Rechnung gemacht: Die Riesenzecke sei "verschollen", bedauerte Duscher. "Sie ist am Postweg verloren gegangen." Der Beleg, dass es sich tatsächlich um eine Hyalomma marginatum gehandelt hatte, sei aber eindeutig, betonte der Experte unter Verweis auf vom Finder angefertigte Fotos.

Es handelt sich also um eine Österreich-Premiere, für die Forscher aber nicht um eine Überraschung. Mehrere Exemplare von Hyalomma marginatum wurden zuletzt auch in Norddeutschland gefunden, wo sie ebenfalls den Winter überstanden hatten.

Spezies im Porträt

Die Riesenzecke wird mit einer Körperlänge von fünf bis sechs Millimeter deutlich größer als die in Europa verbreitetste Zeckenart, der Gemeine Holzblock (Ixodes ricinus). Von der heimischen Art unterscheidet sie sich auch dadurch, dass sie eine geringere Luftfeuchtigkeit vorzieht. An sich ist Hyalomma marginatum in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas heimisch. Sie kommt inzwischen aber – durchaus verbreitet – auch in Spanien und Kroatien vor.

Der vorangegangene warme und trockene Sommer war laut Duscher für die Ausbreitung nach Norden verantwortlich. Und hat sich die Zecke erst einmal in nördlicheren Gebieten etabliert, kann sie dort auch strengere Winter wie den vergangenen überdauern. "Sie überwintert in Ritzen und Spalten in der Natur", sagt Duscher.

Krankheitsüberträger

Im eurasischen Raum gelten die Zecken als Überträger des auch für den Menschen gefährlichen Krim-Kongo-Virus. Das Auftreten der Spezies in Mitteleuropa sei aber "kein Grund zur Panik". Dass mit der Hyalomma-Zecke auch das Krim-Kongo-Fieber eingeschleppt werde, sei äußerst unwahrscheinlich, betonten Duscher und dessen Kollege Alexander Mathis, Parasitologe an der Universität Zürich, unisono.

"Die Zecken tragen den Erreger nicht automatisch in sich. Sie müssten zunächst in einem Juvenilstadium ein mit dem Krim-Kongo-Erreger infiziertes Tier stechen. Erst dann könnte das nächste Entwicklungsstadium der Zecke die Krankheit übertragen", erläuterte Mathis. Auch dass sich die subtropische Riesenzecke in unseren Gefilden explosionsartig vermehrt, ist laut dem Forscher ausgeschlossen. Bei dieser Zeckenart gibt es nur einen Vermehrungszyklus pro Jahr. (APA, red, 12. 6. 2019)