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Ein iPhone.

Foto: Damir Sagolj / REUTERS

Apple hat in den vergangenen Jahren einiges unternommen, um seine Nutzer vor spionierenden Apps zu schützen. Doch wie ein aktueller Bericht der Washington Post aufzeigt, schläft auch die Gegenseite nicht, und missbraucht kurzerhand bestehende Apple-Funktionen.

Refresh

Die Entwickler zahlreicher iPhone-Apps haben einen neuen Trick gefunden, um laufend Daten über die Geräte ihrer Nutzer zu sammeln. Sie bedienen sich kurzerhand des "Background App Refresh", der eigentlich dazu gedacht ist, damit Apps nach einem Aufwecken des Geräts aus dem Schlafzustand umgehend aktuelle Daten zur Verfügung haben.

Doch eine in Zusammenarbeit mit Disconnect.me entstandene Studie zeigt nun, dass viele Apps genau dieses Feature verwenden, um ihre User zu tracken und so umfassenden Nutzerprofile zu erstellen, die dann ins Internet verschickt werden. Diese Profile sollen erheblich detaillierter sein als es Apple mit den offiziellen Ad-Identifikatoren gestattet. So werden etwa diverse Sensoren verwendet, um Geräte einzeln identifizieren zu können – etwas das Apple eigentlich verhindern will.

Umfang

Das Ausmaß der auf diesem Weg gesammelten Daten ist dabei beträchtlich. Auf einem Testgerät wurden von den darauf installierten Apps 1,5 GB an Traffic nur mit Tracking-Informationen erstellt. Versendet werden diese vor allem in den Nachtstunden, also während das Smartphone am Ladegerät hängt. Noch unerfreulicher: Die Liste von Apps, die solche Tricks anwenden, enthält einige prominente Namen – darunter etwa Spotify, Microsofts One Drive oder auch Yelp oder die Weather-Channel-App. Ironischerweise wurde im Rahmen der Untersuchung auch aufgespürt, dass die App der Washington Post selbst solch Methoden anwendet.

Dass diese Form des Trackings bei so vielen Apps zu finden ist, ist ebenfalls einfach erklärt: Es gibt zahlreich Analytics- und Tracking-SDKs, die die Hersteller direkt übernehmen – ob sie jetzt all deren Funktionalität brauchen oder nicht. Einige dieser Kits sollen die gesammelten Daten sogar an Dritte weitergeben.

Reaktion

Von Seiten Apples beantwortet man eine Anfrage zu dem Problem nur allgemein: Man entferne Apps, die sich nicht an die Datenschutzvorgaben aus dem App Store, heiße es. Dies lässt den Schluss zu, dass Apple entweder kein Problem mit dieser Form des Trackings hat, oder dem Unternehmen schlicht der Umfang des auf diesem Weg betriebenen Trackings noch nicht bewusst ist. (red, 12.6.2019)