Basel – Rund 2.000 Künstler sind dieses Jahr auf der weltweit größten Branchenmesse zu sehen. Auch 2019 demonstriert die Art Basel, an der bis zum Sonntag 290 Galerien aus 34 Ländern teilnehmen, wieder, dass sie die Messe der Extreme ist, auf der sich Superreiche aus aller Welt ein Stelldichein geben. Doch etwas ist dieses Jahr anders. Messechef Marc Spiegler hat vor der Publikumseröffnung am Donnerstag nicht von Expansionsprojekten und neuen Märkten geredet. Erstmals sprach der Messeleiter von härteren Zeiten für den Kunstmarkt.

Für bestimmte Galerien seien schwierige Zeiten angetreten, sagte der 51-Jährige auf der traditionellen Pressekonferenz. Erstmals habe man deshalb ein Preismodell eingeführt, das die kleineren und mittleren Aussteller fördern solle. Damit spielte Spiegler auf das Sterben der Galerien im unteren und mittleren Segment an. Doch diese sind wichtig für die Messe, um sicherzustellen, dass alle Sammler entsprechende Angebote finden. "Das ist keine symbolische Maßnahme", betonte Spiegler. Sie werde auch für die Art-Basel-Ableger in Miami und Hongkong greifen, die jährlich jeweils im Dezember und März stattfinden.

Art Basel will ausgleichen

Die Art Basel verstehe sich als Plattform, um Machtkonzentrationen auszugleichen, betonte Spiegler auch in Interviews. Konkret sieht das neue Modell unter anderem vor, dass solche Galerien, die erstmals im Hauptsektor der Messe ausstellen wollen, einen Rabatt von 20 Prozent im ersten Jahr und von zehn Prozent im zweiten Jahr der Teilnahme erhalten.

Vor allem dort herrschte bei den VIP-Besichtigungen am Dienstag und Mittwoch reger Andrang. Branchengrößen wie Gagosian, White Cube, David Zwirner und Thaddaeus Ropac buhlten mit Werken von Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Albert Oehlen und Jeff Koons um die Gunst der Sammler, die die Nischen der Mega-Galerien in Basel wortwörtlich stürmten.

Gagosian & Co. sind jene Flaggschiffe, die mit einer Handvoll Künstlern viel Geld machen und zusammen mit den Auktionshäusern von dem boomenden Kunstmarkt am meisten profitieren.

Millionenverkäufe zum Auftakt

So wurden heuer bereits am ersten Preview-Tag gegen 40 Millionenverkäufe getätigt, teilte die Messe am Dienstagabend mit.

Der höchste kommunizierte Preis erzielte die New Yorker David Zwirner Gallery mit einem Frühwerk von Gerhard Richter: Das schwarz-weiße fotorealistische Gemälde "Versammlung" von 1966 wurde für 20 Millionen Dollar (17,67 Millionen Euro) verkauft. Die Galerie vermeldete noch sechs weitere Millionenverkäufe, unter anderem mit Gemälden von Sigmar Polke, Neo Rauch und Kerry James Marshall. Marshall, der US-amerikanische Chronist des afroamerikanischen Lebens, scheint gegenwärtig hoch im Kurs zu stehen. Auch die Jack Shainman Gallery, New York, verkaufte zwei seiner Porträt-Bilder für 1,3 und 3,5 Millionen Dollar.

Begehrt sind nach wie vor Gemälde des deutschen Malers Georg Baselitz. Die Londoner Galerie Thaddaeus Ropac verkaufte gleich drei seiner Spätwerke für über eine Million. Auch die White Cube Gallery, London konnte ein Baselitz-Gemälde ("Nachtessen in Dresden") für 2,5 Millionen Euro absetzen.

Unter den Millionenverkäufen sind viele weitere bekannte Namen zu finden wie Alberto Giacometti, Robert Rauschenberg, Robert Longo, Luc Tuymans oder Eduardo Chillida. Unter den Spitzenreitern taucht aber auch ein Name auf, der im Westen nicht so geläufig ist – derjenige des 1974 verstorbenen Südkoreaners Kim Whanki. Die Kukje und Tina Kim Gallery aus Seoul verkaufte das monochrome blaue Gemälde "Tranquility 5-IV-73 #310" aus dem Jahr 1973 für kommunizierte 10 bis 12 Millionen Dollar.

Laut dem von der Art Basel und der Schweizer Großbank UBS vor kurzem herausgegebenen "Art Market Report" haben sich 2018 die Umsätze der Auktionshäuser und Galerien mit Kunst weltweit auf rund 67,4 Milliarden Dollar (59,4 Milliarden Euro) summiert, sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Politisierte Kunst

Repolitisierte Kunst ist auch dieses Jahr wieder ein Trend der Art Basel. Auf der Unlimited, wie der Sektor mit monumentalen Skulpturen und raumfüllenden Installationen heißt, finden sich zahlreiche Arbeiten, die Rassismus, Sexismus und Gewalt ins Visier nehmen.

Hinter der weißen und ansprechenden Ästhetik von "LifeDress" der Spanierin Alicia Framis verbirgt sich das Thema sexueller Missbrauch und Gleichberechtigung von Frauen. Die Installation besteht aus Puppen, die schicke Kleider tragen. Sobald man sie jedoch anfasst, entfalten sie sich ähnlich wie Airbags.

Um die Metoo-Debatte geht es auch Andrea Bowers in "Open Secret". Auf langen roten Bahnen präsentiert die US-Amerikanerin rund 100 Texte, die unter anderem Namen und Beruf von Personen enthalten, die des sexuellen Übergriffs beschuldigt werden.

Um den Umgang mit der Natur geht es dem Schweizer Enzo Enea, der am Rande der Messe bis zu 700 Jahre alte Olivenbäume zeigt, deren Wurzeln mit Seilen nach einer bekannten Samurai-Technik "gefesselt" sind. Enea hat vor mehreren Jahren ein Baummuseum in der Nähe von Zürich gegründet, wo er über 50 Bäume zu Naturkunstwerken inszeniert. (APA, 12.6.2019)