Es gibt keinen Notfall. Anders als Österreich steht Deutschland nicht vor Neuwahlen. Selbst wenn die Sozialdemokraten sich irgendwann für einen Ausstieg aus der großen Koalition entscheiden, wird noch einige Zeit vergehen, bis die Deutschen wirklich wählen.

Und dennoch stürzt sich die CDU in eine groteske K-Frage und diskutiert, wer wann unter welchen Umständen für eine Kanzler(innen-)Kandidatur infrage käme. Annegret Kramp-Karrenbauer kann sich darüber nicht freuen, die ganze Debatte schwächt natürlich ihre Position.

Diese ist ohnehin keine besonders vorteilhafte. Als sie Anfang Dezember zur neuen CDU-Chefin gewählt wurde und Angela Merkel nach 18 Jahren ablöste, da freuten sich viele über den frischen Wind. Man konnte der CDU förmlich beim Aufblühen zusehen.

Der baldige Abschied Merkels aus dem Kanzleramt schien auch eingeleitet, kaum jemand glaubte, dass sie noch lange als lame duck bleiben würde. Doch, Überraschung: Sie ist immer noch da und verblüfft mit neuen Beliebtheitswerten, während "AKK" auf einem Tiefstwert liegt.

Eigentlich müsste jedem klar sein, dass es sinnlos ist, sich jetzt in der K-Frage zu verzetteln. Weder diese noch die Frage, ob Kramp-Karrenbauer ins Kabinett soll, löst das Grundproblem der CDU. Vor einer Personalentscheidung müsste sie Inhaltliches klären: ob es nicht besser wäre, Klimaschutz und junge Menschen ernster zu nehmen. (Birgit Baumann, 13.6.2019)