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Der Traum von Linux am Desktop ist schon alt (hier ein Bild aus dem Jahr 2004). Bisher spielt das freie Betriebssystem aber in diesem Umfeld nur eine kleine Rolle – doch das könnte sich nun ändern, wenn auch anders als von vielen erwartet.

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Foto: Zorin OS

Linux ist überall. Oder zumindest: Fast überall. Denn während das freie Betriebssystem längst vom Server bis zum Smartphone eine dominante Rolle einnimmt, wehrt sich eine Produktkategorie hartnäckig gegen die Linux-Übernahme: Der klassische Desktop. Doch nun zeichnet sich ab, dass sich dies ändern könnte – wenn auch anders als es sich einst viele erhofft haben.

Windows goes Linux

Linux wird auf einem Großteil aller 2019 verkauften PCs laufen. Was zunächst nach einer verwegenen Prognose klingt, hat einen durchaus belegbaren Hintergrund. So werden künftige Windows-Versionen mit einem vollständigen Linux-Kernel ausgeliefert. Dieser Umbau stellt den Kern der Version 2 des Windows Subsystems for Linux (WSL 2) dar.

Mit diesem Schritt wird der Support für den Betrieb von Linux-Programmen unter Windows deutlich ausgebaut. Während es jetzt schon möglich ist, grafische Anwendungen aus der Welt des freien Betriebssystems auf der Microsoft-Plattform laufen zu lassen, sollte dies mit der neuen Version erheblich leichter werden.

Alle Chromebooks

Noch einen Schritt weiter geht die Konkurrenz: Im Rahmen der Entwicklerkonferenz I/O kündigte Google Anfang Mai an, dass sämtliche kommenden Chromebooks mit vollständigem Linux-Support ausgeliefert werden. Der Softwarehersteller testet dieses Feature schon seit längerem auf einzelnen Modellen, nun soll die Kompatibilität mit Linux-Programmen aber universell auf allen neuen Geräten mit Chrome OS erhältlich sein. Zwar nutzt Chrome OS schon von Anfang an einen Linux-Kernel, die Desktop-Umgebung war aber zunächst nur auf Web-Anwendungen beschränkt, später folgte Android-Support.

Ein moderner Linux-Desktop.
Foto: Zorin OS

Dabei geht Google auch weit über das hinaus, was Windows an Linux-Unterstützung bietet. Einmal eingerichtet, integrieren sich sämtliche Linux-Anwendungen mit dem Chrome OS-Desktop. Es gibt also Launcher-Einträge, auch Audio-Ausgabe und 3D-Beschleunigung funktionieren mittlerweile. Und über den File Manager können leicht Dateien zwischen den verschiedenen Systemen getauscht werden. Auf diesem Weg ist sogar möglich alternative Browser wie Firefox unter Googles System zu nutzen – etwas das lange nicht möglich war.

Relevanz

Nun könnte man argumentieren, dass Chrome OS derzeit noch eine Nebenrolle am globalen Desktop- und Laptop-Markt spielt. Das mag global stimmen, in einzelnen Ländern sieht dies mittlerweile aber erheblich anders aus. So machen Chromebooks in den USA bereits ein Fünftel sämtlicher Laptop-Verkäufe aus – Tendenz weiter stark steigend. Dabei ist vor allem interessant, dass Google immer mehr Erfolg jenseits des Bildungsmarktes hat, der Chrome OS zunächst zum Erfolg verholfen hat. Und der Hersteller versucht dies noch weiter zu forcieren, in dem man gerade an von Linux gewohnte Features wie virtuellen Desktops arbeitet.

Prominente Einschätzung

Übrigens ist auch Linux-Gründer Linus Torvalds mittlerweile davon überzeugt, dass es weniger klassische Distributionen als Systeme wie Chrome OS sein werden, die dem eigenen Betriebssystem am Desktop zum Erfolg verhelfen werden. In einem Interview Ende 2018 betonte er dabei sogar, dass er sich gut vorstellen können, selbst in ein paar Jahren ein Chromebook zu nutzen. (apo, 26.8.2019)