Ihre Teilnahme am Scherzo mit Igudesman & Joo hatte sie absagen müssen, aber zum Finale ihres Porträtzyklus im Konzerthaus stöckelte Yuja Wang fit wie ein Turnschuh und mit zwei Klavierkonzerten als Abschiedsgeschenk aufs Podium. Ravels Konzert für die linke Hand, schräg vis-à-vis im Musikverein vor 87 Jahren uraufgeführt, hat ihrem Landsmann Lang Lang mehr Mühe bereitet, als ihm lieb war (eine Sehnenscheidenentzündung zwang ihn zu langer Spielpause).

Yuja Wang ging das Werk mit dem Biss und der Dynamik einer Raubkatze an, um kurz darauf beim versonnen-elegant präsentierten lyrischen Thema mit einer perfekten Stimmenbalance zu betören. Mit Elastizität und einem Schuss Laszivität präsentierte die 32-Jährige auch das erste Thema von Schostakowitschs 2. Klavierkonzert. Magisch war dessen Mittelsatz: schlicht und innig, nie kitschig oder überladen.

Durchgedrücktes Rückgrat, dicker Pinsel

Waren drei Zugaben des Guten zu viel? Das Orchestre Philharmonique du Luxembourg und Dirigent Gustavo Gimeno lauschten wie das Publikum fasziniert und applaudierten euphorisch, Wang bedankte sich mit Expressverbeugungen. Tschaikowskys Symphonische Fantasie Der Sturm hatte das Orchester zuvor auf eine altmodisch gestrenge Art interpretiert: mit durchgedrücktem Rückgrat quasi. Bei Ravels Daphnis et Chloé beeindruckte die Danse générale mit ihrer akkuraten Klangmacht; der Sonnenaufgang, der Lever du jour, war mit etwas dickem Pinsel gemalt. (sten, 13.6.2019)