Symbolschafe. Aus der Wolle der Shetland-Romney-Schafe entstehen (wieder) warme, weiche Kleidungsstücke.

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Immer schneller, immer mehr, immer billiger. Unsere Kleidung ist längst zum Wegwerfprodukt geworden, die Produktion ist umweltschädigend, die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche katastrophal. Internationale Textilfirmen produzieren vor allem in Billiglohnländern. Kaum ein Kleidungsstück, das sich in einem durchschnittlichen österreichischen Kleiderschrank befindet, wurde in Europa oder gar Österreich produziert.

Damit die Bekleidungsindustrie nachhaltiger wird, muss sie lokaler produzieren und auf nachwachsende, umweltschonende Ressourcen setzen. Diese Erkenntnis ist nicht neu, und auch immer mehr große Konzerne wollen vom neuen Trend zur Nachhaltigkeit profitieren. Doch während Fast-Fashion-Konzerne wie H&M lediglich einzelne Glieder in ihrer Produktionskette nachhaltiger gestalten oder einzelne Kleidungsstücke teilweise aus Biobaumwolle produzieren lassen, gibt es immer mehr kleinere Labels und Produzenten, die die Branche radikal verändern wollen.

Müll und Kerbel

Das Designerduo Vin + Omi produziert einerseits ganze Kollektionen aus recyceltem Material, etwa aus Plastikabfällen. Andererseits experimentieren sie mit natürlichen Pflanzenfasern, die sie im eigenen Garten in der Nähe von London wachsen lassen und umweltschonend bearbeiten. Vin + Omi eröffneten die London Fashion Week mit ihrer Kollektion für Frühjahr/Sommer 2019, in der sie hybride Fasern aus alten Dosen und Plastikflaschen verarbeitet haben. Auf dem Laufsteg konnte man Kleidungsstücke aus Wiesenkerbel, den die zwei Designer mit Flachs vermischt und zu einem neuen Ökogewebe, genannt Flachsley, gewoben haben, bestaunen. Das verwendete Flachsley wurde von den Teilnehmern eines Beschäftigungsprogramms für Arbeitslose in Gloucestershire hergestellt.

Radikal regional

Ökologisch und regional – wenn auch weniger medienwirksam – produziert auch Babs Behan. Ihr Projekt Bristol Cloth bricht mit fast jeder Konvention der modernen Textilherstellung. Die Materialien für ihre nachhaltigen, umweltschonenden Fasern sind alle im Umkreis von 15 Meilen (24 Kilometer) zu finden. Die Basis liefern die Shetland-Romney-Schafe, die auf einer benachbarten Farm grasen. Ihre Wolle wird ohne Chemikalien verarbeitet, von Hand mit organischen Pflanzenfarben gefärbt und in einer Weberei in Bristol gewoben. Hier hat Babs Behan den ersten Bristoler Industriewebstuhl seit 90 Jahren in Betrieb genommen. Lokale Schneidereien verarbeiten das Material anschließend zu Kleidungsstücken und Accessoires. (red, 13.6.2019)