STANDARD: Geht ein Minotti auch mal zu Ikea?

MINOTTI: Klar. Warum nicht?

STANDARD: Was kaufen Sie dort? Kerzen?

Minotti: Ja, natürlich Kerzen und auch mal eine Decke oder ein Geschirrtuch.

STANDARD: Ein Sofa wohl kaum. Herr Minotti, was macht ein gutes Sofa aus?

Minotti: Es sollte innovativ sein, was die Technologie betrifft, gut gestaltet sein und natürlich ‚Made in Italy‘.

STANDARD: Warum ‚Made in Italy‘?

Minotti: Weil wir Italiener, speziell meine Familie sehr an dieses ‚Made in Italy‘ glauben. Das ist kein Marketing-Sprech. Wir wissen seit vielen Jahrzehnten genau, was und wie wir es tun. Es geht dabei um Passion, Qualität und Handwerk. Ich spreche von einer Haltung.

STANDARD: Und Sie glauben, dass es diese Haltung in Österreich oder Frankreich nicht gibt?

Minotti: Doch, diese Haltung gibt es natürlich auch in anderen Ländern.

Die 3. Generation Minotti, die mittlerweile im Unternehmen werkt: Die Zwillingsbrüder Alessandro, Alessio und ihre Cousine Susanna Minotti.
Foto: Minotti

STANDARD: Wie hat sich das Sofas in seiner Rolle als Möbelstück in den letzten Jahren verändert?

Minotti: Familien verbringen heute mehr Zeit im Wohnzimmer und investieren auch mehr in diesen Wohnbereich. Heute ist es oft so, dass sowohl der Mann und die Frau einen Job haben, das heißt, es wird auch weniger Zeit in der Küche verbracht. Der klassische Zweisitzer im Wohnzimmer ist Geschichte.

STANDARD: Wie hat sich das Sofa sonst formal verändert?

Minotti: Wir waren in der Vergangenheit sehr straight und kubisch unterwegs, das hat sich in den letzten Jahren verändert. Wir wurden runder, viel runder und kombinieren diese Kurven mit dem Kubischen. Das Sofa wird mehr und mehr zu einem Kokon für die ganze Familie. Darauf wird relaxed, gespielt, aber auch mal gegessen.

STANDARD: Apropos Familie. Sie haben ein zweijähriges Kind. Werden Sie nervös, wenn es auf dem Sofa unterwegs ist?

Minotti: Ja, klar, dafür hab ich dann ja auch die Decke von Ikea.

Möbel Aston aus dem Hause Minotti.
Foto: Minotti

STANDARD: Wie oft sollte man sich während seines Lebens ein Sofa kaufen? Wenn ein Sofa von wirklich guter Qualität ist, würde theoretisch eines genügen.

Minotti: Das stimmt. Es kann reichen. Manche lassen ihr Sofa von Zeit zu Zeit nur neu überziehen. Andere kaufen ein neues Sofa. Beiden Typen von Kunden ist gemein, dass sie sich verändern möchten. Dieser Wunsch nach Veränderung betrifft vor allem die jüngeren Generationen. Früher dachte man diesbezüglich anders.

Der neue Minotti-Store bei " Platzhirsch – Home Living" in Lochau in Vorarlberg.
Foto: Minotti

STANDARD: Minotti feierte im vergangenen Jahr 70. Geburtstag. Sie sind die dritte Generation, die im Unternehmen mitwirkt. Wohin geht die Reise?

Minotti: Der Markt für Sofas ändert sich rasch. Wir haben uns in den letzten Jahren vor allem international sehr geöffnet. Es gibt über 30 Flagship-Stores auf der ganzen Welt, wir haben auch begonnen mit Designern und Architekten aus anderen Ländern zu arbeiten. Mittlerweile machen wir 80 Prozent unseres Umsatzes im Ausland. Vor 20 Jahren noch setzten wir das in Italien um. Das heißt, auch unser Design musste internationaler werden.

STANDARD: Man könnte den Eindruck bekommen, dass Italien die Vormachtstellung als Designnation ein ordentliches Stück weit eingebüßt hat. Oder anders gefragt: Was hat sich in Ihrer Branche in den letzten Jahrzehnten am stärksten verändert?

Minotti: Am meisten haben sich die Eigentümerstrukturen verändert, speziell in Italien. Früher waren große Möbelhäuser meist in der Hand einer Familie. Das ist heute nicht mehr so. Wir wollen unbedingt ein Familienunternehmen bleiben. Nur so lässt sich die Haltung bewahren, von der ich eingangs gesprochen habe. Wir sind unsere eigenen Testimonials. Unsere Kunden mögen es, die Gesichter einer Familie hinter dem Produkt zu sehen. (maik, 25. 6. 2019)