Bis zum Jahreswechsel 2021/2022 will die Brisen Group das alte Gerichtsgebäude in der Riemergasse zum Fünfsternehotel umgebaut haben.

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Der Zugang zu den Wohnungen wird in der Jakobergasse liegen.

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Blick in einen alten Verhandlungssaal ...

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... und in den Archivraum des Gerichts.

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Derzeit ist man noch viel mit Entrümpeln beschäftigt.

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In der Riemergasse in der Wiener Innenstadt ist man gerade dabei, 15 Jahre Leerstand zu beenden. Das alte Handelsgericht wurde 2003 abgesiedelt, das damals noch der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gehörende Gebäude landete dann über mehrere Stationen 2016 bei der Brisen Group mit Sitz in der Schweiz. Und diese verfolgt nun die Pläne, die auch schon die Vorbesitzer gehegt hatten: Aus der prominenten Innenstadtimmobilie soll ein Fünfsternehotel samt Luxuswohnungen unterm Dach werden.

Das architektonische Konzept hat man in den vergangenen beiden Jahren erarbeitet, federführend dabei waren die HNP Architects und die UBM AG. Seit rund einem halben Jahr wird an der Umsetzung der Pläne gearbeitet. Die Hotellobby beim Haupteingang in der Riemergasse wird etwa zur Jakobergasse hin vergrößert werden, erklärte Architekt Florian Rode von HNP bei einer Baustellenbesichtigung. Auf der anderen Seite, im Trakt zur Zedlitzgasse, werden im Erdgeschoß Restaurant und Bar untergebracht werden.

Für das Hotel hat Rode 150 Zimmer und Suiten mit Größen von 35 bis 110 m² geplant. Der Innenhof, in dem vor wenigen Wochen der Baukran aufgestellt wurde, wird dafür noch verkleinert, weil auf jeder Seite ein Trakt mit Zimmern angebaut wird.

Im Dachgeschoß sind laut aktuellem Stand 18 Wohnungen mit jeweils 100 bis 400 m² geplant. Der Haupteingang zu den Wohnungen wird in der Jakobergasse liegen.

Strengere Normen

Beim Umbau stimmt man sich regelmäßig mit dem Denkmalamt ab, erläutert Ingo Holtz, Projektleiter aufseiten des Bauherrn. Und da gibt es eine Reihe von Themen, die u. a. mit den gestiegenen bau- und sicherheitstechnischen Anforderungen zu tun haben – und auch mit der Umnutzung vom Büro- bzw. Amtsgebäude zum Hotel. Aufzüge müssen eingebaut, die Stiegenhäuser müssen druckbelüftet werden, und auch der Lärmschutz ist nun ein Thema, ebenso wie die Sicherheit. "In einem Hotel werden sich deutlich mehr Kinder aufhalten als in einem Amtsgebäude", so Holtz. Die Sprossen der Hauptstiege sind für heutige Normen zu weit auseinander, konkret um einen Zentimeter. Und auch die Brüstungen müssen heute höher sein als damals. Wahrscheinlich wird man deshalb Glasscheiben als Fallschutz an die historischen Geländer montieren, meint Holtz.

Viele dieser Details müssen aber erst noch in der schon laufenden Bauphase mit dem Denkmalamt abgesprochen werden. Bezüglich der Fenster etwa wird ein Gutachten beauftragt, das erheben soll, welche der an der Außenfassade noch vorhandenen "typischen Wiener Kastenfenster" erhaltenswürdig sind und wie deren Zustand ist. Offen ist auch die Frage, was mit dem Präsidentenbüro passiert, das in 100 Jahren kaum verändert wurde. "Da gilt es dann im Laufe des Projektprozesses die bestmöglichen Lösungen auf dem Verhandlungsweg zu finden."

Das Dach darf verändert werden, "aber es muss natürlich weiterhin ins Stadtbild passen". Auch hier redet das Denkmalamt mit. Freiflächen in Form von Terrassen werden die 18 Wohneinheiten trotzdem bekommen, aber nur zum Innenhof.

Wer das Hotel betreiben wird, ist noch nicht fix. Ein wenig Zeit hat man noch: Rund um den Jahreswechsel 2021/2022 soll alles fertig sein. (Martin Putschögl, 16.6.2019)