Seit Oktober 2016 liefen die Arbeiten im Palais Schottenring in Wien. Drei Einheiten gibt es noch.

Foto: SRE Schottenring 18 Real Estate GmbH

Im ersten Bezirk wurde zuletzt an so vielen Luxuswohnprojekten wie schon lange nicht gebaut. Das Palais Schottenring, ein revitalisierter Gründerzeitbau, wurde vor kurzem fertiggestellt, die ersten Wohnungen wurden übergeben – und werden nun bezogen. Das war dem Immobilienentwickler und Architekten Eduard Mair von Cuubuus Architects bei einem Pressetermin wichtig zu betonen: "Dieses Haus ist kein totes Haus." Die erste Familie mit Kindern sei bereits eingezogen – obwohl Kindergeschrei und dreckige Kinderhände zumindest im prunkvollen Entree des Hauses schwer vorstellbar sind.

25 Wohnungen sind im Palais Schottenring entstanden – und damit weniger als die ursprünglich geplanten 40. "Sehr viele wurden zusammengelegt", erklärt Mair – sogar die ohnehin schon sehr großen Penthäuser: Ursprünglich waren vier jeweils etwa 400 Quadratmeter große Einheiten im ausgebauten Dachgeschoß geplant gewesen, alle mit Swimmingpools.

Daraus wurden nun zwei 800 Quadratmeter große Penthäuser, die um jeweils um die 30 Millionen Euro verkauft wurden. Die Penthäuser haben einen Privatlift, der die Bewohner direkt aus der Garage hinaufbringt. Dass sich in dieser Preiskategorie Käufer fanden, scheint selbst Eduard Mair ein wenig zu überraschen: "Es hätte niemand gedacht, dass das funktioniert."

Mehrheitlich Österreicher

Zehn der 25 Wohnungen wurden von Österreichern bzw. österreichischen Gesellschaften gekauft. Und zwar die größeren Wohneinheiten, denn es entfallen insgesamt 77 Prozent der Wohnfläche auf Österreicher. Auch die beiden Penthäuser. Eines davon wurde mittlerweile aber schon wieder weiterverkauft, die Nationalität des jetzigen Eigentümers wisse er noch nicht, erklärt Mair.

Fünf Wohnungen gingen an Russen, je zwei an Deutsche und Schweizer. Unter den Käufern waren auch Briten und Griechen. Die Quadratmeterpreise lagen, je nach Stockwerk, zwischen 15.500 und 20.000 Euro. Zwei Wohnungen im dritten Stock sind noch zu haben. Eine weitere Wohnung wurde zwar verkauft, der Entwickler wurde aber damit beauftragt, sie gleich wieder weiterzuverkaufen. Die kleinste Wohnung ist 40 Quadratmeter groß. Sie wurde an eine Familie verkauft, die sich im Haus eine Wohnung gekauft hat – und in der kleineren Einheit ihren Bodyguard unterbringt.

In manchen Wohnungen wird nun emsig am Endausbau gearbeitet: Hier werden Möbel geschleppt und Spiegelflächen auf Hochglanz poliert. Das Betreten mit Straßenschuhen ist nicht gestattet, mahnt ein Schild an einer Tür. "Jede Wohnung hat eine eigene Handschrift", erzählt Mair. Manche wurden modern eingerichtet, andere prunkvoll mit holzvertäfelten Wänden, schweren Möbeln und großen Gemälden. Viele Käufer seien auch gleich mit dem eigenen Innenarchitekten angerückt.

Concierge beim Empfang

So wie es sich für ein Luxuswohnhaus mit internationaler Zielgruppe gehört, gibt es auch im Palais Schottenring einen Concierge. Der stets freundlich grüßende Mann am Empfangstresen macht Eindruck, in so manchem Haus sollen die Kosten für einen Concierge aber schon kurz nach Einzug für böses Blut gesorgt haben: "Jeder will einen Concierge, aber keiner will ihn zahlen", beschreibt Mair die Problematik.

Daher hat man sich im Palais Schottenring für eine abgespeckte Variante entschieden: Die Bewohner bezahlen für die bloße Anwesenheit des Concierge eine Flat Fee. Seine – oder ihre – Kernaufgabe ist die Sicherheit im Gebäude. Unbefugten soll der Zutritt verwehrt bleiben. "Alles andere soll bilateral ausgemacht werden", so Mair. Wer sich also schnell Brötchen vom Schwarzen Kameel holen lassen will oder möchte, dass jemand mit dem Hund Gassi geht, muss dafür extra zahlen. "Die Menschen wollen sich zwar etwas gönnen, aber die Rechnung vom Nachbarn wollen sie nicht zahlen", so Mair. (Franziska Zoidl, 21.6.2019)