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"Im September ist es ein Jahr, dass wir vier zusammen wohnen, und es läuft gut. Meine Tochter Mia ist gerade ihre ersten Schritte gegangen, als Franziska und deren Tochter bei uns zum Probewohnen waren. Franziska war also bei den ersten Schritten meiner Tochter dabei. Das ist etwas ganz Besonderes. Gefunden haben wir uns über die WG-Börse des Vereins Juno und haben gleich gemerkt, dass wir halbwegs auf einer Wellenlänge sind. Wir teilen uns ein gemeinsames Wohnzimmer, ein Bad und eine Küche und wohnen jeweils mit unserem Kind in einem eigenen Zimmer.

Spontane Hilfe im Alltag

Wir helfen uns die ganze Zeit gegenseitig mit Kochen und Babysitten, holen zum Beispiel gegenseitig die Kinder vom Kindergarten ab. Das ist bei uns meistens spontan im Alltag eingebaut, wir müssen die Unterstützung nicht groß aushandeln. Wenn man auf ein Kind aufpasst, kann man auch gleich auf zwei aufpassen. Wir sind beide eine zusätzliche Bezugsperson für die Kinder.

Am Wochenende gibt es auch die eine oder andere Polsterschlacht – entweder bei der einen oder der anderen Mutter im Zimmer.
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Auch unsere Nachbarn und meine Schwester helfen. Wenn Franziska Hausaufgaben hat, kann sie Lilly ab und zu zur Nachbarsfamilie schicken. Meine Schwester ist für mich eine große Hilfe, Mia schläft einmal pro Woche bei ihr, dann habe ich babyfrei. Auch Freundinnen passen manchmal eine Stunde auf. Von den Kindesvätern gibt es keine Unterstützung.

Manchmal ist es ganz praktisch, dass wir kein Paar sind: Wir gehen beide ab und zu gern aus. Dann nimmt immer abwechselnd eine die Kinder am Wochenende und – ganz wichtig – passt auch am Tag danach auf. Dann muss man am nächsten Tag nicht fit sein.

Wie Geschwister

Uns ist wichtig, dass die Kinder nicht als Einzelkinder aufwachsen, denn sie haben gern andere Kinder um sich. Sie spielen immer mehr miteinander, je älter sie werden. Die eine holt die andere in der Früh im Schlafzimmer ab, und dann gehen sie ins Wohnzimmer spielen. Wir können währenddessen noch ein bisschen im Bett liegen bleiben. Allerdings müssen wir raus, wenn sie zu streiten anfangen oder es zu ruhig wird, denn dann ist irgendwas im Gange. Lilly sagt immer, Mia ist ihre Schwester. Früher, als wir noch alleine wohnten, fand ich die Sonntage immer schlimm, da habe ich mich einsam gefühlt. Überall sieht man die Familien und Pärchen, alle sind beschäftigt.

Teilzeit und Studium

Wir arbeiten beide Teilzeit und studieren nebenbei. Ich studiere Journalismus an der FH und mache ein Praktikum neben dem anderen und schreibe meine Bachelorarbeit. Ich spiele auch Theater, passenderweise gerade das Dokumentartheaterstück "Werte Familie" am Volx-Theater Margareten (nächste Spielsaison ab Herbst, Anm.), in dem ich ein Stück weit meine Geschichte erzähle. Es geht um offene Formen des Zusammenlebens. Um Geld zu verdienen, mache ich Promotion- und Modeljobs. Bald will ich auch im Medienbereich Fuß fassen.

Gegenseitiger Respekt

Typische WG-Probleme haben wir eher nicht. Wir haben unterschiedliche Tagesabläufe und sind die meiste Zeit draußen. Durchsaugen muss man mit den kleinen Kindern sowieso jeden Tag, wir putzen immer ein bisschen. Manchmal helfen die Kinder dabei, sie lieben unseren Handstaubsauger.

Bei der Kindererziehung oder Ernährung sind wir uns nicht immer einig, aber wir respektieren uns gegenseitig. Ein Diskussionspunkt ist das Fernsehen für Kinder. Franziska will nicht, dass Lilly fernsieht, das respektiere ich, obwohl ich das nicht so schlimm finde. Manchmal kracht es auch, aber wir besprechen das dann, und danach ist es wieder cool. Die Kinder sollen auch merken, dass es verschiedene Menschen und Meinungen gibt." (Protokoll: Marietta Adenberger, 7.7.2019)