Vivica Genaux singt in "La Merope".

Foto: RibaltaLuce Studio 2015

Schon zu seinen Lebzeiten stand Riccardo Broschi oft im Schatten seines Bruders Carlo, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Farinelli. Seinem um sieben Jahre jüngeren Bruder schrieb der Komponist aus Neapel etliche Opernpartien auf dessen hochvirtuose "Gurgel": so etwa den Epitides in seiner Oper La Merope. Alessandro De Marchi hat die 1732 in Turin uraufgeführte Oper für die Innsbrucker Festwochen wiederentdeckt. Mit großer Hingabe, Einfühlungsvermögen und Akribie hat der künstlerische Leiter des Festivals die Partitur neu arrangiert und ergänzt.

Deren Umsetzung erfolgt durch das Innsbrucker Festwochenorchester – der neu gegründete Klangkörper setzt sich aus Alte-Musik-Spezialisten aus ganz Europa zusammen. Nichts weniger als "großes Barockopernkino" wird mit La Merope versprochen. Für die szenische Renaissance barocker Bühnenwelten ist Sigrid T’Hooft verpflichtet worden. Die Spezialistin für historische Inszenierung wird auch die Tanznummern nach historischen Choreografiebüchern umsetzen. Stephan Dietrich hat prachtvolle Kostüme geschaffen, die im (simulierten) Kerzenlicht verführerisch glitzern. Neben Arianna Vendittelli und Vivica Genaux sind gleich drei herausragende Countertenöre zu erleben, allen voran David Hansen. Der Australier wird dabei in der Partie des jungen Helden Epitide auf den Spuren Farinellis wandeln und die für den gefeierten Kastraten komponierten langsamen, lyrischen Arien interpretieren. (sten, 15.6.2019)