Graz – Am Grazer Straflandesgericht ist am Freitag der Prozess gegen Eduard Lopatka fortgesetzt worden. Dem steirischen Arzt wird vorgeworfen, jahrelang seine vier Kinder gequält zu haben, indem er mit Selbstmord drohte, sie verbal demütigte, ihnen verdorbenes Essen vorsetzte und sich vor ihren Augen selbst verletzte oder sie etwa zwang, ihm Injektionen zu verabreichen. Neue Anträge von allen Seiten führten dazu, dass die Verhandlung erneut vertagt werden musste.

Tagebuchaufzeichnungen einer Tochter

"Heute wird es kein Urteil geben", verkündete Richter Martin Graf gleich zu Beginn. Einer der Gründe für die neuerliche Verzögerung war, dass der psychiatrische Sachverständige Walter Wagner nochmals gehört werden soll. Außerdem wurde der Richter wieder mit zahlreichen Anträgen eingedeckt. Die Anwälte der Opfer beantragten, Tagebuchaufzeichnungen eines der Mädchen als Beweis zuzulassen, außerdem ärztliche Befunde, Gesprächsaufzeichnungen und ein Familienvideo.

Dass ständig neues Material auftaucht, ist in diesem Verfahren schon zur Gewohnheit geworden. Diesmal legten auch die vier Kinder direkt dem Richter ihre Beweise vor. Es handelt sich um 31 Videos, Filme, Fotografien sowie schriftliche Übertragungen von Videos. "Ich habe mir das nicht angesehen, da es formal noch nicht Gegenstand der Verhandlung ist", erklärte der Richter, der von den Anwälten wissen wollte, warum nicht sie diese Anträge gestellt hätten. "Manche Verfahren entwickeln eine Dynamik, die nicht in der Strafprozessordnung vorgesehen ist, das ist eine davon", lautete die Antwort von Anwalt Gerald Ruhri. Er muss mit seiner Kollegin bis 24. Juni das Material sichten und offiziell einbringen.

Angebliche ärztliche Fehlbehandlungen

Auch eine Ex-Freundin des Angeklagten hat selbst etwas vorgelegt, und zwar Material über angebliche ärztliche Fehlbehandlungen. "Ich weiß nicht, was ich damit machen soll", meinte der Vorsitzende. "Der Staatsanwaltschaft weiterleiten", antwortete Ankläger Christian Kroschl.

Dann wurde ein Video vorgespielt, das den Arzt mit seiner Frau beim Essen zeigt, vom Gespräch konnte man so gut wie nichts verstehen. Offenbar machte sie ihm Vorwürfe, dass er die Kinder schlecht behandle. "Es hat nie eine persönliche Drohung meinen Kindern gegenüber gegeben", rechtfertigte sich Lopatka vor Gericht.

Der Prozess wird am 11. Juli fortgesetzt. Ob es dann zu einem Urteil kommt, wagte am Freitag niemand zu prognostizieren. (APA, red, 14.6.2019)