Tanzende Kuben, aber ein zu stehen scheinender Abend.

Foto: Nurith Wagner-Strauss

Aus der Ursuppe des weißen Rauschens erschallt im Museumsquartier ein funkiger E-Bass, den ein Sopran mit Opernpathos umschmeichelt. Später tropft Klavierromantik herab, um schließlich einem Mann Platz zu gewähren, der die Geschichte von Narziss zu erzählen beginnt. Nicht lange, die Musik dominiert: Der Rezitator entpuppt sich als Pianist, der sein Instrument in einem der fünf durchsichtigen Kuben treffen wird.

Irgendwann erschallen auch freitonale Duette mit einem Trompeter, welcher ebenfalls in einem Kubus steht. Wenn er nicht gerade spielt, zieht er mit einem Einkaufswagen still seine Kreise.

Vulkan der Multistilistik

In David Martons Road Opera Narziss & Echo geht es also musikalisch bunt zu, szenisch aber eher rätselhaft. Vermutliches Thema ist Einsamkeit. Das rezitativische Buchstabieren des Ovid-Mythos von einem Selbstverliebten wird durch Szenen unterbrochen, die zwar an Marthalers lapidares Figurentheater erinnern. Allerdings fehlt dessen subtile Pointenkunst.

In den Kuben sind fünf Individuen ratlos unterwegs auf dem Karussell der Selbstbezogenheit: Einer schlürft Kaffee in einem Gewächshaus; eine hört Radio oder leckt leere Postkartenständer ab. Mitunter bewegen sich alle raus oder mutiert die Musik zum Vulkan der Multistilistik. Auch tanzen die Kuben, werden umgruppiert.

Am Schluss jedoch, wenn Henry Purcells O Solitude kollektiv melancholisch gehaucht wird, fühlt sich der Betrachter irgendwie leider erlöst von einem Ideenabend, an dem die Zeit trotz aller Bewegtheit zu stehen schien. (toš, 14.6.2019)