Diese Frage sollte laut Broschüre Richtschnur aller Reaktionen sein.

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Wien – Frage man erwachsene Österreicherinnen und Österreicher, wie sie zu Lesben, Schwulen und Angehörigen anderer sexueller Minderheiten stehen, so äußerten sich inzwischen viele akzeptierend, sagt Wolfgang Wilhelm von der Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen der Stadt Wien (Wast).

Betreffe das Thema hingegen das eigene Kind, einen Enkel, Neffen oder eine Nichte, seien sich etliche weniger sicher."In der Familie mit einem Coming Out konfrontiert zu sein, ist für viele Eltern und Verwandte ein Schock", sagt Wilhelm.

"Haben wir etwas falsch gemacht?"

Oft kämen dann Fragen wie "Haben wir etwas falsch gemacht?", "Ist das nur eine Phase?", oder auch "Ist das Sünde?" auf – und erschwerten die Gespräche: "Dabei ist für ein Kind die erste Reaktion von Vater, Mutter und anderen Verwandten sehr wichtig".

In einer solchen Lage, so Wilhelm, könne rasche und kompakte Information helfen. Information, wie sie eine neue, kleinformatige, 42-seitige Broschüre der Stadt Wien bieten soll. Erschienen anlässlich der Europride in einer Auflage von 15.000 Stück, liegt sie ab sofort bei der Wiener Jugendinfo und anderen kommunalen Beratungsstellen auf. Unter wienxtra.at/jugendinfo/broschueren kann sie auch bestellt werden.

Was genau heißt LGBTIQ?

Laut dem Vorwort richtet sich die Broschüre "an Eltern und Bezugspersonen von Kindern und Jugendlichen, die sich lesbisch, bisexuell, schwul empfinden oder sich transident fühlen". Sie startet mit einer Klärung der Begriffe. Etwa: Was genau bedeutet die Abkürzung LGBTIQ (Lesbian-Gay-Bisexual-Transgender-Intersex-Queer), die alle nicht-heterosexuellen Orientierungen zusammenfasst.

Der Elterngeneration mangle es oft schlicht an Wissen über LGBTIQ, sagt Birgit Schrentewein, Sozialarbeiterin bei der Jugendinfo: "Das schafft große Unsicherheit". Dann wird auf oft gestellte Fragen eingegangen; neben den eingangs erwähnten etwa auch jener der Außenwirkung eines innerfamiliären Coming Outs.

Mut zu mehr Mut

In überschaubaren, dörflichen Kreisen sowie in stark gläubigen Familien – egal welcher Religion – sei dann die Überlegung "Was werden die anderen sagen?" zentral, sagt Schrentenwein. Antwort, laut Broschüre: "Setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck" aber: "Lassen Sie sich auch ruhig überraschen. Viele Menschen in Ihrer Umgebung werden gelassen und anerkennend reagieren". (bri, 14.6.2019)