Die Tanker am Weg in die Emirate.

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Riad/Teheran – Nach den mutmaßlichen Angriffen auf zwei Tanker im Golf von Oman macht auch Saudi-Arabien den Iran für Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman verantwortlich. Der Iran habe trotz des zeitgleichen Vermittlungsversuchs des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe in Teheran die beiden Tanker attackiert, sagte Kronprinz Mohammed bin Salman in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der heimischen Zeitung "Aschark al-Ausat". Die internationale Gemeinschaft müsse dazu eine "entschlossene Haltung" einnehmen. Saudi-Arabien wolle zwar keinen Krieg in der Region, das Königreich werde aber nicht zögern, seine Bevölkerung, seine Souveränität und seine Interessen vor Bedrohungen zu schützen. Zuvor hatten schon die USA und Großbritannien den Iran für die Angriffe vom Donnerstag verantwortlich gemacht, bei dem die beiden Öltanker aus Norwegen und Japan beschädigt wurden. Die Islamische Republik weist die Vorwürfe zurück.

Warnung vor Eskalation

Die Vereinten Nationen (UN) warnten vor einer Eskalation in der Golf-Region, nachdem sich die Spannungen zwischen den USA und dem Iran im Streit über das iranische Atomprogramm zuletzt verschärft hatten. Erst Mitte Mai waren vier Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) attackiert worden. Der US-Verbündete Saudi-Arabien machte auch hier den Iran und von ihm unterstützte Kräfte dafür verantwortlich. Der Iran wies dies ebenfalls zurück. Saudi-Arabien und der Iran liefern sich einen Machtkampf um die regionale Vorherrschaft. Im Jemen führen die beiden Erzrivalen einen Stellvertreterkrieg und mischen auch im Syrien-Konflikt mit.

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben Maßnahmen zur Sicherung der Öl- und Gasexporte aus der Region verlangt. Es sei eine "schnelle und entschlossene Antwort" nötig, erklärte der saudiarabische Energieminister Khalid al-Falih am Samstag. Die Debatte über die mutmaßlichen Drahtzieher der Attacken dauerte indes an.

Saudi-Arabiens Energieminister al-Falih äußerte sich bei einem G20-Treffen in Japan zu den mutmaßlichen Attacken auf die beiden Tanker. Er sprach von "Terrorangriffen", die eine Bedrohung für die Energieversorgung seien. Der japanische Handelsminister Hiroshige Seko sagte, mit Blick auf die weltweite Energiesicherheit müsse die internationale Gemeinschaft eine gemeinsame Antwort finden.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman forderte indes in der arabischen Zeitung "Al-Sharq al-Awsat" ein "entschlossene Haltung" gegen den Iran. Der Kronprinz des Landes sieht nun die internationale Gemeinschaft in der Pflicht. Der Iran habe trotz des zeitgleichen Vermittlungsversuchs des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe in Teheran die beiden Tanker attackiert, sagte Kronprinz Mohammed bin Salman in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der heimischen Zeitung "Aschark al-Ausat".

Größter Öl-Exporteur

Saudi-Arabien ist der weltweit größte Öl-Exporteur. Das Königreich ist ein Verbündeter der USA und ein Erzfeind des Iran. US-Präsident Donald Trump hatte Teheran am Freitag vorgeworfen, die beiden Tanker angegriffen zu haben. Auch Großbritannien machte den Iran für die Explosionen verantwortlich. Daraufhin wurde der britische Botschafter in Teheran, Rob Macaire, ins dortige Außenministerium bestellt. Der Leiter der Europaabteilung im Ministerium habe die "anti-iranische" Erklärung des britischen Chefdiplomaten Jeremy Hunt kritisiert, der ohne Beweise "hastig und blind" die US-Unterstellungen gegen den Iran wiederholt habe. Außenminister Mohammad Javad Zarif hatte jegliche Beteiligung seines Landes bestritten und die Vorwürfe der USA als "gegenstandslos" zurückgewiesen.

Komplexe Lage

Die internationale Gemeinschaft müsse zusammenarbeiten, um den Transport auf den Weltmeeren zu schützen und den Zugang zu den Energiequellen in der Golfregion sicherzustellen, zitierten Staatsmedien den Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohammed Bin Sayed al-Nahyan. Mit Blick auf den Konflikt zwischen den USA und dem Iran rief er zu einer "Deeskalation" auf.

Die Lage in der Region, die über reiche Gas- und Ölvorkommen verfüge, sei "komplex", sagte der Kronprinz nach Angaben der Nachrichtenagentur WAM bei einem Besuch in Bulgarien. "Wir wollen, dass diese Ressourcen weiter sicher fließen können, um die Stabilität der Weltwirtschaft sicherzustellen."

Die beiden Tanker nahmen am Samstag Kurs auf die Vereinigten Arabischen Emirate. Die "Kokuka Courageous" werde in Fujaira oder Khor Fakkan anlegen, teilte die japanische Reederei Kokuka mit. Auch der norwegische Tanker "Front Altair" war dorthin unterwegs. Dessen Besatzung traf am Samstag bereits in Dubai ein, auf dem Luftweg aus dem indischen Bandar Abbas. Sie war vom Handelsschiff "Hyundai Dubai" gerettet und danach dem Iran übergeben worden.

Ursache weiterhin unbekannt

Die Reederei Frontline schloss indes mechanisches oder menschliches Versagen als Ursache der Explosion an der "Front Altair" aus. Was die Detonation tatsächlich ausgelöst habe, sei nach wie vor unbekannt und werde untersucht, hieß es. Solange es keine weiteren Informationen gebe, werde Frontline "extreme Vorsicht" walten lassen, wenn es um neue Transportaufträge in der Golfregion gehe.

Der frühere deutsche Botschafter in Washington, Jürgen Chrobog, äußerte Zweifel an den Schuldzuweisungen der USA. Für eine Täterschaft des Iran gebe es keine Beweise, sagte er dem "Deutschlandfunk". Er halte die Iraner inzwischen "für vernünftiger, für berechenbarer" als die USA, sagte der Ex-Diplomat. Durch einen Krieg hätte der Iran laut Chrobog "noch mehr zu verlieren". Trump habe aber ebenfalls kein Interesse an einer militärischen Auseinandersetzung in der Region.

Iranische Parlamentarier riefen indes zur Zurückhaltung auf "Spannungen wären für alle Länder derzeit die schlechteste Option (...), auch die iranische Strategie sollte Zurückhaltung sein", sagte der Abgeordnete Gholamreza Heydari am Samstag der Nachrichtenagentur Ilna. "Die Angriffe wurden von bestimmten Kreisen ausgeführt, um dem Iran dann die Schuld zu geben und am Ende Feuer in der Region zu entfachen", sagte die Abgeordnete Parwaneh Mafi. Die Regierung solle deshalb "besonders klug und weise" handeln.

Wichtiger Transportweg

Die beiden Tanker hatten kurz vor den Angriffen die Straße von Hormuz passiert. Die Meerenge zwischen dem Iran und Oman ist einer der wichtigsten Transportwege für internationale Erdöl-Lieferungen.

Die Gefahr einer Blockade der Straße von Hormuz durch den Iran schloss Trump am Freitag aus. "Sie wird nicht geschlossen, sie wird für lange Zeit nicht geschlossen, und das wissen sie", sagte Trump. Dies sei der Regierung in Teheran "mit sehr deutlichen Worten" gesagt worden.

Die Vorfälle ereigneten sich einen Monat nach "Sabotageakten" gegen vier Schiffe vor der Küste der Emirate. Auch in diesen Fällen machten die USA sowie Saudi-Arabien den Iran verantwortlich. Teheran wies die Vorwürfe wie auch in den aktuellen Fällen zurück. (APA, 16.6.2019)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde aktualisiert