Kurt Palm und Alfred Komarek in "LiteraTour" auf Servus TV.

Foto: Servus TV

Das Wesen des Rund-um-die-Uhr-Fersehprogramms ist die Wiederholung. Und so stößt die geneigte Zuschauerin oder der geneigte Zuschauer an einem Sonntagvormittag auf Servus TV zwischen einer Serie aus dem australischen Outback und Dokumentationen über das Grillen und die Kautabakherstellung auf eine Sendung, die das hitzebenebelte Hirn wieder in Funktionsmodus versetzt.

In LiteraTour, dem Büchermagazin des österreichischen Privatsenders, gibt sich der Regisseur und Autor blutig-grotesker Austrokrimis, Kurt Palm, dem Angeln hin, nach Fischen im Attersee – man sieht ihn im Boot sitzend – sowie "nach Wörtern im Wörtersee". So schildert Palm seine schriftstellerische Arbeit. So arbeitet er sich im Gespräch mit dem Moderator und Autor Alfred Komarek von den Seeuntiefen, in denen er in seinem neuen Roman Monster einen menschenverschlingenden Fisch angesiedelt hat, zur aktuellen politischen Lage vor.

"Ich habe das Gefühl, dass Österreich unter einer Käseglocke vor sich hin schimmelt", sagt Palm. Schlimm sei, dass sich die meisten Menschen damit abgefunden hätten. Denn damit nähmen sie soziale Zersetzungserscheinungen und vampirähnliche Begehrlichkeiten in Kauf.

Lesbische Vampirinnen, wie sie in Monster vorkommen, seien dabei nicht das Problem – sondern "die menschlichen Monster. Diejenigen, die bewusst und aus niederträchtigen Motiven handeln", sagt Palm. Prophetische Worte für einen Sonntagvormittag, in einem Gespräch, das vor der Veröffentlichung des Ibiza-Videos stattgefunden hat. (Irene Brickner, 17.6.2019)