Vor etwas mehr als einem Jahr, im Mai 2018, war Michel Reimon noch Europaabgeordneter (im Bild bei der Neuanfangveranstaltung der Grünen zum Thema "Zukunft gestalten" in Linz), im Oktober kündigte er seinen Rückzug an, jetzt will er für die Nationalratswahl kandidieren.

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Der ehemalige grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon will seine politische Karriere wiederaufnehmen – diesmal im österreichischen Nationalrat. Reimon teilte am Sonntag via Facebook mit: "Ich werde auf dem Bundeskongress am 6. Juli kandidieren und mich um ein Mandat bewerben. Schreiben kann ich später auch noch."

Schreiben wollte er Bücher und eine Dissertation: "Zwei Bücher sind im Kopf fertig und x weitere angedacht, und das Doktorat kann auch in die entscheidende Phase gehen. Ich muss mich endlich hinsetzen und schreiben, das habe ich im EP nicht geschafft", teilte Reimon seinen virtuellen Freundinnen und Freunden mit.

Im EP, im Europäischen Parlament, war er seit 2014. Damals kandidierte der frühere Landtagsabgeordnete im Burgenland, wo er seit 2010 ein Mandat gehabt hatte, auf dem zweiten Listenplatz der Grünen für die EU-Wahl und errang ein Mandat.

Im Oktober 2018 teilte er dann mit, nicht mehr für ein EU-Mandat, aber auch nicht mehr beim Grünen Bundeskongress kandidieren zu wollen. Damals nannte er "persönliche Gründe, die sich im Sommer ergeben haben". Er wolle "mehr Zeit mit den Menschen verbringen, die mir viel bedeuten".

Es geht wieder um sehr viel für die Grünen

In seinem Abschiedsstatement wies er damals auf die Wichtigkeit der EU-Wahl am 26. Mai hin: "Es wird um sehr viel gehen bei dieser Wahl. Für Europa. Für die EU. Für Österreich. Für die Grünen."

Die sollten dann auch – von Parteichef Werner Kogler angeführt – wieder ins Europaparlament einziehen. "Werner Kogler hat sich entschieden, dort anzutreten und den Grünen anzubieten, sie in die Europawahl zu führen. Wie gesagt: Ich wüsste keinen Besseren", hatte Reimon prophezeit.

Und er wurde bestätigt. Die Grünen, die 2017 aus dem Nationalrat hinausgewählt worden waren, errangen einen großen Wahlerfolg auf EU-Ebene und konnten ihre Stimmen verdoppeln.

Jetzt aber geht es darum, auch wieder ins nationale Parlament einzuziehen. Kogler hat bereits wissen lassen, dass er als Spitzenkandidat die Grünen in die Nationalratswahl führen und dafür auf sein soeben errungenes EU-Mandat verzichten wird.

Ibiza und Mercosur als Motive

Michel Reimon, der das EU-Parlament schon kennt, will diesen Wiedereinzug nun in Österreich durch seine Kandidatur unterstützen. Als eine entscheidende Zäsur für seine politischen Wiedereinstiegspläne nennt er "Ibiza".

Reimon benennt aber auch ein anderes Thema konkret: das Mercosur-EU-Freihandelsabkommen – "das nächste große Ding nach TTIP". Und das will Reimon verhindern. Als Politiker. Er schreibt dazu: "Wir müssen nicht nur schlechte Abkommen verhindern, wir brauchen gute Abkommen, die Mehrwert schaffen, nicht sinnloses Wachstum der Handesbilanz. Es ist einer der größten Hebel, die wir für grüne Politik haben. Und da solche Abkommen von der EU und den Nationalstaaten verhandelt werden, sind es zwei Hebel, die man nutzen kann. Ich habe mich aus persönlichen Grünen entschieden, nicht mehr nach Brüssel zu gehen. Aber wenn Türkis-Blau mir den anderen Hebel in Wien quasi vor die Füße legt ..." (Lisa Nimmervoll, 16.6.2019)