Seniorenbund-Chefin Ingrid Korosec findet eine Valorisierung des Pflegegelds "längst überfällig". Das dürfe aber nicht als Ausrede für eine Pflegereform dienen.

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Wien – Die Überraschung für die Liste Jetzt war groß: Fast alle Parteien stimmten am Donnerstag ihrem Fristsetzungsantrag auf eine Valorisierung des Pflegegelds zu. Nur die ÖVP ging bei dem Antrag der Kleinpartei nicht mit.

Ab 2020 soll das Pflegegeld jährlich um die Teuerungsquote angehoben werden. Warum die ÖVP nicht zugestimmt hat, kann Ingrid Korosec, Vorsitzende des schwarzen Seniorenbundes, nicht nachvollziehen. "Das ist ein längst überfälliger Schritt, darf aber keine Ausrede für eine Reform sein", sagt sie im STANDARD-Gespräch. Denn das reiche nicht aus, um den Herausforderungen in der Pflege gewachsen zu sein. "Es ist nicht mehr als ein kleines Pflaster", sagt die schwarze Seniorenvertreterin. Nachsatz: "Und ein Pflaster heilt nicht." Sie wünscht sich von ihrer Partei "ein klares Bekenntnis für eine umfassende Pflegereform, die diesen Namen auch verdient". Eine Finanzierung aus einer Hand sei dringend notwendig.

Vertracktes System

Derzeit sei das System "vertrackt", ist Korosec überzeugt. Die Leistungen, wie viele Stunden Pflegebedarf finanziert werden, seien von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Während in Niederösterreich bei Pflegestufe 3, die von einem Pflegeaufwand von 120 Stunden monatlich ausgeht, 55 Stunden für den Betroffenen bezahlt werden, bekommt ein pflegebedürftiger Burgenländer nur 27 Stunden finanziert. Die ÖVP-Politikerin fordert daher eine Angleichung. Denn solange Bund, Länder und Gemeinden gleichzeitig für Pflege zuständig seien, würde Geld versickern anstatt bei den Betroffenen ankommen.

Daher soll die Politik Rahmenbedingungen schaffen, damit gleiche Qualität zu gleichen Kosten österreichweit angeboten werde. Das soll auf der To-do-Liste der künftigen Bundesregierung weit oben stehen. Dabei soll klar sein, dass das viel Geld koste.

Eines missfällt Korosec am Status quo: Derzeit sei es eine "Selbstausbeutung der Angehörigen". Dabei sollten verstärkt mobile Dienste ausgebaut werden, damit Angehörige "quality time" mit den Pflegebedürftigen verbringen können. (Marie-Theres Egyed, 17.6.2019)