Eine Regenbogenfahne hatte er nicht auf die Wangen gemalt, wie der Großteil der fast 500.000 Teilnehmer der Europride. Ist auch nicht notwendig. Dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Samstag bei der Regenbogenparade für die Gleichstellung von LGBTQI das Wort ergriff, ist ihm hoch anzurechnen. Noch nie hatte ein Staatsoberhaupt an der Veranstaltung in Wien teilgenommen. Für jene, die sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen, war das ein Auftritt mit Symbolkraft.

Nicht nur das Wetter, auch das weltoffene Wien zeigte sich von seiner besten Seite. Fröhlichkeit und Glitzer an allen Ecken und Enden. So sieht es aus, wenn liberale Kräfte tonangebend sind – man könnte sich auch über die Grenzen der Bundeshauptstadt hinweg daran gewöhnen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schäkerte mit Grünen-Obmann Werner Kogler, Neos-Wien-Chef Christoph Wiederkehr gab sich genauso ein Stelldichein wie Bürgermeister Michael Ludwig. Wer nicht auf der Demo war? Die junge ÖVP – obwohl sie es wollte. Sie wurde nicht zugelassen, weil ihre Politik nicht im Sinne der LGBTQI-Community sei.

Die ÖVP sollte in Zukunft einfach auf die Lebensrealitäten der Österreicher eingehen und nicht etwa auf Rechtsentscheide des Verfassungsgerichtshofs warten, um Homosexuelle bei Eheschließungen gleichzustellen. Dann, ja dann darf die Truppe um Sebastian Kurz vielleicht auch einmal an der buntesten Party der Stadt teilnehmen. (Rosa Winkler-Hermaden, 16.6.2019)