Auch Briefmarken erinnern in Nordkorea an das gute Verhältnis mit Xi.

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Peking – Eine Woche vor dem G-20-Gipfel in Japan will Chinas Präsident Xi Jinping nach Nordkorea reisen. Xi werde auf Einladung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un am Donnerstag und Freitag Pjöngjang besuchen, berichtete der staatliche chinesische Fernsehsender CCTV. Der letzte Staatsbesuch eines chinesischen Präsidenten in Nordkorea liegt fast 15 Jahre zurück.

Xis Staatsbesuch in Nordkorea fällt in eine Wiederannäherungsphase der beiden Länder, die vor etwa einem Jahr ihren Anfang nahm. Zuvor hatten sich die Beziehungen zwischen den beiden verbündeten Staaten wegen der chinesischen Unterstützung für UN-Sanktionen gegen Nordkoreas Atomwaffenprogramm abgekühlt. Inzwischen hat sich Peking aber wieder stärker mit Pjöngjang solidarisiert. An einem von 70 Ländern unterzeichneten Aufruf an Nordkorea, das Atomwaffenprogramm einzustellen, hatte sich Xis Regierung im Mai nicht beteiligt.

In den USA dürfte Xis Staatsbesuch in Nordkorea nur eine Woche vor dem G-20-Gipfel ab dem 28. Juni in Japan Irritationen auslösen. In Japan wollen sich Xi und US-Präsident Donald Trump auch wegen des schwelenden Handelskonflikts zwischen den beiden Ländern treffen.

Machtspiele mit Washington

Beobachter sehen in Xis Staatsbesuch den Versuch, Trump an den enormen chinesischen Einfluss auf Nordkorea zu erinnern. Trumps Verhandlungen mit Kim über die atomare Abrüstung Nordkoreas befinden sich seit geraumer Zeit in der Sackgasse.

Mit seiner Reise sende Xi ein Signal nach Washington, um zu zeigen, "dass China immer noch ein zentraler Akteur" sei, sagte Jingdong Yuan, Ostasien-Experte an der Universität Sydney, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Nach Yuans Einschätzung könnte China den Besuch als Faustpfand im Handelskonflikt mit den USA benutzen.

Einer informierten Quelle in Pjöngjang zufolge wollte Peking den Staatsbesuch unbedingt noch vor dem G-20-Gipfel festzurren. Seit Tagen polieren in Pjöngjang Soldaten und Arbeiter den chinesisch-koreanischen Freundschaftsturm, der an die chinesische Unterstützung Pjöngjangs im Korea-Krieg erinnert.

"Zeit für Gegenbesuch"

Nordkoreas Machthaber Kim hat Xi im vergangenen Jahr bereits vier Mal besucht. Für Xi ist es der erste Staatsbesuch in dem Nachbarland überhaupt. Zuletzt war der damalige chinesische Präsident Hu Jintao im Jahr 2005 in Pjöngjang.

"Aus nordkoreanischer Sicht ist es Zeit für einen Gegenbesuch von Xi", sagte John Delury, Experte für US-chinesische Beziehungen an der Yonsei-Universität in Seoul. Bisher habe Xi die Beziehungen zu Nordkorea vor allem als Teil der chinesischen Beziehungen zu den USA angegangen, sagte Delury.

Die Verhandlungen zwischen den USA und Nordkorea stagnieren seit geraumer Zeit. Einen weiteren Dämpfer in seiner Nordkorea-Politik erhielt Trump, als im Februar ein zweites Gipfeltreffen mit Kim in Vietnam zur atomaren Abrüstung Nordkoreas ergebnislos endete. Seither hat Kim Washington "Arglist" vorgeworfen und den USA eine Frist bis Ende des Jahres gesetzt, um alle Sanktionen gegen sein Land aufzuheben. (APA, 18.6.2019)