Der Habichtskauz zählt zu den größten heimischen Eulenarten. Dass es ihn bei uns mittlerweilen wieder gibt, ist einem ambitionierten Wiederansiedlungsprojekt zu verdanken.

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Wien – Der Habichtskauz (Strix uralensis) zählt zu den größten heimischen Eulen, sein Vorkommen beschränkt sich in Österreich allerdings mittlerweile nur auf ganz wenige Regionen. Seit zehn Jahren bemühen sich Wissenschafter, den Habichtskauz wieder anzusiedeln. 332 nachgezüchtete Jungkäuze wurden seit 2009 im Biosphärenpark Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürrenstein freigelassen und brüten seither auch schon wieder. Projektleiter Richard Zink sieht die Bestandsentwicklung "positiv", das sei Projekt aber "noch nicht am Ziel".

Die letzten Habichtskäuze sind Mitte des 20. Jahrhunderts aus Österreich verschwunden. Als Hauptursache gelten Abschüsse der Vögel. Zudem kam ihnen ihr bevorzugter Lebensraums abhanden: naturnahe Buchenmischwälder mit großen, alten Bäumen, wo sie in Baumhöhlen brüten.

Zehnjähriger Erfolg

2009 wurde ein Wiederansiedlungsprojekt an der Veterinärmedizinischen Universität Wien gestartet, dessen zehnjähriges Bestehen am Montag in der Außenstelle Seebarn (NÖ) der Österreichischen Vogelwarte gefeiert wurde. Seither wurden im Wienerwald 180 nachgezüchtete Habichtskäuze freigelassen, im Wildnisgebiet Dürrenstein 152.

Im Freiland, wo die Wissenschafter zahlreiche Nistkästen aufgehängt haben, gab es in dieser Zeit 62 erfolgreiche Bruten mit 175 flüggen Jungeulen. "Mit 2,82 Jungen pro erfolgreicher Brut liegen wir sehr gut", sagte Zink, der das Wiederansiedlungsprojekt seit Anfang an leitet. Er verweist auf Finnland mit besonders großen Habichtskauzvorkommen, wo die langjährige Reproduktionsrate bei 2,18 Jungen pro erfolgreicher Brut liegt. Laut einer Publikation aus Schweden sei mit einer positiven Bestandsentwicklung ab 2,15 Jungen zu rechnen. "Das ist ein Indiz, dass wir auf der sicheren Seite sind", so der Ornithologe.

Unklare Bestandsentwicklung

Eine "minimale Population, die es brauchen würde, um den Bestand zu sichern, wären jeweils mindestens 30 Brutpaare im Wienerwald und am Dürrenstein", sagte Zink. Noch lässt sich aber nicht modellieren, wie sich der Bestand künftig entwickeln wird, dazu fehlen noch zahlreiche Informationen, vor allem Langzeitdaten.

Eine wesentliche, noch ungeklärte Frage sei etwa, wie alt die Tiere im Freiland werden. "Wir wissen durch jährliche Identifikation der Vögel mittels Ringablesungen und genetischen Fingerprint aus den Federn, dass wir Vögel aus der ersten Freilassungssaison haben, die also im 11. Lebensjahr sind und hoffentlich noch älter werden", sagte Zink. Um ein Durchschnittsalter zu bestimmen, brauche es aber eine langfristige Erfolgskontrolle.

Interessant sei auch wie oft die Vögel reproduzieren und wie viele Junge dabei überleben. Bisher sehe man, dass die Brutergebnisse von Jahr zu Jahr stark schwanken. Das liegt vor allem an der Samenmast der Bäume und der damit verbundenen Zahl an Mäusen, der bevorzugten Beute der Eulenvögel. Der Klimawandel wiederum spiele für die Intervalle der Samenmast eine wichtige Rolle.

Es geht um die genetische Vielfalt

Bei den Freilassungen konzentriert man sich laut Zink nun gezielt darum, im Freiland selten vertretene Blutlinien zu ergänzen, um die genetische Vielfalt zu erhöhen. Damit soll die Population widrige Situationen wie schneereiche Winter, Krankheiten, etc. bestmöglich abpuffern können.

"Wir haben bisher tolle Erfolge, aber man kann das Projekt noch nicht als erfolgreich abgeschlossen betrachten – es muss weitergehen", sagte Zink. Dreijährige Förderprojekte gibt es derzeit vom Land Niederösterreich und vom Land Wien, jeweils ko-finanziert von der EU.

Der Biologe ist sicher, dass ähnliche Artenschutzerfolge auch in den buchendominierten Gebieten Oberösterreichs z.B. im Nationalpark Kalkalpen erreichbar sind. Schließlich habe der Habichtskauz sein Hauptverbreitungsgebiet entlang des Buchenwaldgürtels an der Alpennordseite gehabt, und "je größer die Flächen sind, die wiederbesiedelt werden können, desto größer ist die Überlebenswahrscheinlichkeit der wiederangesiedelten Population". (red, APA, 18.6.2019)