Hier geht es schon relativ ernst zur Sache: die U9A des WAC (in Rot) gegen die U9A des AHTC.

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Alle auf den Georg! Die WAC-Minis und ihr Trainer beim Aufwärmen.

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Wien – Drei Kinder, zig Whatsapp-Gruppen. Birgit und Johannes können ein Lied davon singen. Ihre drei Buben – man nehme nur den Sport – spielen Landhockey beim WAC (Wiener Athletiksport Club) im Prater. Und dabei ist es noch ein Glück, dass die Buben altersmäßig recht knapp beisammenliegen. Felix und Leo (jeweils 7) trennt nur eine Minute, Erik ist eineinhalb Jahre älter.

Das muss man erst einmal auf die Reihe kriegen, welches Kind wann in welcher Mannschaft trainiert oder spielt. Erik, Felix und Leo, die für ihr Alter schon einiges draufhaben, kommen für die U9A beziehungsweise die U10A und wohl bald für die U12A oder die U12B infrage. Jede Mannschaft hat eine eigene Whatsapp-Gruppe eingerichtet, dazu gibt es noch übergeordnete und auch temporäre Gruppen, wenn etwa der Nachwuchs zu einem Turnier nach, um das jüngste Beispiel herzunehmen, Hradec Kralove ausgerückt ist.

Die schöne Regelmäßigkeit

Viele Kinder, Buben wie Mädchen, trainieren zwei- oder dreimal pro Woche, am Wochenende finden nicht selten Matches oder gar Turniere statt. Birgit und Johannes spielen selbst nicht Hockey, nicht einmal am Samstag, wenn Elternhockey angesagt ist. Dafür spielen sie Chauffeur. Und sie spielen Whatsapp-Nachrichten-Sortieren.

Frei nach Karl Valentin: Es ist schon alles gewhatsappt, nur noch nicht von allen. Termine, Terminkollisionen, Spielberichte, Ergebnisse, Fotos, Videos, Spielpläne, Trainingspläne, Einberufungen, Festivitäten (Ostern, Nikolo, Fasching), neue Dressen, Zusagen, Absagen (Erkrankung, Schulstress, Omas Geburtstag, gestohlenes Auto). Es wird virtuell angefeuert, gratuliert, gejubelt, getröstet, aufgebaut. Man kommt mit dem Whatsapp-Nachrichten-Lesen schon nicht mehr nach, mit dem Schreiben erst recht nicht.

Das doppelte Semifinale

Zuletzt wurden beim WAC, quer durch alle Altersklassen und Whatsapp-Gruppen, Ballkinder gesucht. Schließlich steht dieser Tage auf der "Heimstätte" im Prater (Rustenschacherallee 9) der Saisonhöhepunkt an, das Final Four der Bundesliga. Der WAC schmückte am Donnerstag bei den Herren (16.15 Uhr) und bei den Damen (18.30 Uhr) das Semifinale, strebte da wie dort und jeweils gegen Post SV den Finaleinzug an und setzte sich da wie dort mit 2:1 durch – bei den Damen erst nach Golden Goal. Finalisiert wird am Samstag, die Herren treffen um 13 Uhr auf die Arminen, die Damen um 15.30 Uhr auf den AHTC. Davor, danach und zwischendurch wird gegrillt, werden Fässer und Flaschen aufgemacht. Kinderprogramm? Spinnenbingo, Torwand, Menschenwuzzler, Hüpfburg. Und natürlich gibt es Eis.

Insgesamt wurde dem WAC in jüngerer Vergangenheit von den Arminen etwas der Rang abgelaufen. Erstklassiges Landhockey wird generell hauptsächlich in Ostösterreich geboten, vor allem in Wien, wo auch noch der AHTC, der HC Wien und der Post SV ansässig sind. Allen Vereinen ist gemein, dass sie sich ungemein in der Nachwuchsarbeit engagieren.

In der Verantwortung

Da treffen sich die Interessen von Eltern, die in den Kindern von heute schon die Jugendlichen von morgen und diese lieber im Hockeyverein als anderswo sehen, und die Interessen der Klubverantwortlichen, die den Sport weiterbringen wollen. Nicht selten, das kommt noch dazu, werden Eltern zu Klubverantwortlichen und/oder vice versa.

Der WAC, nur zum Beispiel, hat neben vier Herren- und drei Damen- nicht weniger als neun Nachwuchsmannschaften, dazu kommt der "Kindergarten" für die Minis (ab vier Jahren). Von insgesamt 22 Trainern sind 18 im Nachwuchs tätig. WAC-Nachwuchsleiter Robert Mayer erklärt: "Wenn auf sechs Kinder eine Trainerin oder ein Trainer kommt, ist das ein guter Schlüssel."

Insgesamt 16 Teams fürs Training einzuteilen stellt eine logistische Herausforderung dar. Im Herbst 2017 hat der WAC, zuvor wie der HC Wien und der AHTC im Hockeystadion an der Hauptallee eingemietet, seine "Heimstätte" neben der Jesuitenwiese bezogen. Den 500.000 Euro teuren Umbau hatte man dank Fundraising in Eigenregie und fast ohne öffentliche Hilfe realisiert. Das Training lässt sich im Sommer jedenfalls leichter planen als früher – und vor allem auch leichter als im Winter. Da verteilen sich die WAC-Teams auf zehn Hallen und Schulturnsäle in Wien.

Das große Ziel

Hallenhockey ist eine österreichische Domäne. Das Herrenteam war 2018 sowohl Welt- als auch Europameister. Erklärtes Ziel des Verbands (ÖHV) ist es, auch auf dem Feld zur erweiterten Weltspitze aufzuschließen. Der Traum von einer Olympiateilnahme scheint allerdings frühestens 2024 realisierbar. In der Qualifikation für Tokio 2020 gab es zuletzt in Malaysia eine bittere 1:3-Niederlage gegen die Gastgeber.

Versteht sich von selbst, dass in den vielen, vielen Hockey-Whatsapp-Gruppen auch dazu viele, viele Kommentare abgesetzt worden sind. (Fritz Neumann, 19.6.2019)