Wien – Braunes Fettgewebe ist eine der Möglichkeiten, die der Körper hat, um eine konstante Temperatur aufrechtzuerhalten. Vor allem Neugeborene und Spezies, die Winterschlaf halten, sind damit gut ausgestattet. Doch nicht alle endothermen Tiere – Säugetiere und Vögel – verfügen über solches Gewebe. Schweine haben keines – und bei denen haben Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien nun eine bisher unbekannte Alternative entdeckt.

Zittern ist eine jedem geläufige Reaktion auf Kälte – dabei handelt es sich um nichts anderes als um einen Weg, Wärme zu erzeugen, und der ist altbekannt. Seit einiger Zeit vermuten Forscher aber, dass die Muskeln außer durch ihre Kontraktionen beim Zittern noch eine andere Möglichkeit haben, Wärme zu erzeugen. Für einen solchen zunächst noch hypothetischen biochemischen Mechanismus wurde der Begriff Muskel-NST (Muscle nonshivering thermogenesis) geprägt.

Der Nachweis

Wissenschafter vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni haben nun untersucht, ob neugeborene Wildschweine trotz kalter Frühlingstemperaturen mit Hilfe dieses Mechanismus ihre Körpertemperatur stabil halten können. Das Team fand heraus, dass die Frischlinge ihre Wärmeproduktion während der ersten fünf Lebenstage verbesserten, obwohl die Intensität des Muskelzitterns abnahm. Das sowie biochemische Analysen weisen auf einen zunehmenden Beitrag von Muskel-NST hin.

Laut den Forschern basiert der Mechanismus auf der vom Protein Sarcolipin gesteuerten Aktivität einer ATPase-Pumpe (ATPase ist ein Enzym) im sarkoplasmatischen Retikulum. Das sarkoplasmatische Retikulum ist die für Muskelzellen typische Variante des endoplasmatischen Retikulums, einem von Membranen umschlossenen System von Kanälen. (APA, red, 21. 6. 2019)