Anna Conci untersucht die Rolle des Arbeitsgedächtnisses in der Handgepäckskontrolle.

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Sicherheitsbeamte am Flughafen haben eine spezielle Ausbildung. Auf Röntgenaufnahmen von Handgepäcksstücken müssen sie auffällige Gegenstände entdecken. Bei diesem Prozess passieren auch Fehler, sagt Anna Conci. Sie ist Doktorandin am Institut für Psychologie an der Universität Klagenfurt und seit kurzem auch DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). "Wenn ein Flughafenmitarbeiter eine Wasserflasche gefunden hat, ist es unwahrscheinlicher, dass er oder sie auch einen zweiten, verbotenen Gegenstand findet."

Die gebürtige Südtirolerin Conci will den Gründen für dieses, bereits nachgewiesene Phänomen nachgehen. Sie konzentriert sich dabei auf das Arbeitsgedächtnis, das bei der visuellen Suche eine maßgebliche Rolle spielen könnte. "Wenn Sie mir zuhören, müssen Sie am Ende meines Satzes noch wissen, was ich am Anfang gesagt habe, um mich verstehen zu können. Dabei können Sachen auch manipuliert werden." Wir verwenden es im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis nicht nur, um etwas flüchtig zu speichern, es dient auch als Zwischenschritt, bevor Informationen ins Langzeitgedächtnis übertragen werden. Fehler bei der visuellen Suche könnten passieren, weil die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses ähnlich wie die Zwischenspeicherung bei einem Computer nach dem Finden des ersten Gegenstandes schon aufgebraucht ist.

Ermüdetes Arbeitsgedächtnis

Auch in der Radiologie wurden diese sogenannten "subsequent search misses" bemerkt. "Früher dachte man, die Experten suchen einfach nicht mehr weiter, sobald sie eine Abweichung gefunden hatten", meint die Forscherin "Später hat man bemerkt, dass sie weitersuchen, die zweite Anomalie oft sogar betrachten, aber nicht mehr als solche wahrnehmen." Schon seit drei Jahren führt sie Experimente mit Studierenden durch. Auf einem Bildschirm werden den Teilnehmern dafür echte Aufnahmen aus dem Flughafensicherheitsbereich gezeigt. Zusätzlich wird ein sogenannter Eyetracker eingesetzt, der die Blicke der Personen analysieren kann. So sehe man, wie lange sie einen Gegenstand ansehen oder wie oft sie darauf zurückblicken. "Wir haben auch eine andere Theorie, dass ähnliche Objekte wie eine zweite Wasserflasche einfacher gefunden werden als unähnliche", sagt Conci. Sie hofft, dass die Ergebnisse ihrer Forschung in die Flughafensicherheit einfließen können.

Vor zehn Jahren kam Conci für ihr Bachelor- und Masterstudium nach Klagenfurt. Eine kurze Unterbrechung gab es nur während einer wissenschaftlichen Mitarbeit an der Fernuniversität Hagen. Das Interesse für dieses spezielle Feld der Psychologie habe ihr jetziger Betreuer geweckt. Seither begleitet sie die visuelle Suche auch im Alltag, im Moment etwa auf der Baustelle für ihr neues Haus in Klagenfurt: "Visuelle Suche ist ja nichts Komplexes. Mir fällt mittlerweile auf, wie häufig wir sie eigentlich verwenden – etwa um ein Maßband im Chaos zu finden." Ob es sie nicht stört, ihre Forschung immer im Kopf zu haben? "Ich sehe das nicht als Belastung. Und wenn ich richtig abschalten will, fahre ich nach Südtirol und verbringe Zeit mit meiner Großfamilie." (krop, 23.6.2019)