Hubble-Aufnahme der Zwerggalaxie Henize 2-10, scheinbar umkränzt von Sternen, die uns wesentlich näher sind.
Foto: ESA/Hubble, NASA

Gut 30 Millionen Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Schiffskompass zieht eine Galaxie ihre Bahn, die nur etwa 3.000 Lichtjahre groß ist, es aber in sich hat. Die Zwerggalaxie ESO 495-21, auch Henize 2-10 genannt, bringt neue Sterne in einem superschnellen Takt hervor: Die "Geburtenrate" liegt dort etwa 1.000-mal höher als in der Milchstraße, weshalb Henize 2-10 zu den sogenannten Starburst-Galaxien gezählt wird. Sie enthält einige dicht gepackte Cluster von sehr massereichen Sternen, die erst wenige Millionen Jahre alt sind – eine gute Gelegenheit, um die frühe Phase stellarer Evolution zu studieren.

Für Astronomen noch interessanter ist allerdings das Schwarze Loch im Zentrum dieser Galaxie. Inzwischen geht man davon aus, dass alle großen Galaxien ein supermassereiches Schwarzes Loch in ihrem Zentrum haben. Bei Zwerggalaxien ist man sich da nicht so sicher. Doch Henize 2-10 hat eines – und es scheint völlig aus der Proportion geraten.

Vergleichsgrößen

Zum Vergleich: Henize 2-10 hat nur etwa drei Prozent der Größe der Milchstraße. Das Schwarze Loch in ihrem Herzen hat aber immerhin ein Viertel der Masse seines Pendants im Milchstraßenzentrum, dem Schwarzen Loch Sagittarius A*. US-Astronomen schätzen es nach der jüngsten Beobachtungsrunde durch das Hubble-Teleskop auf mehr als eine Million Sonnenmassen – eine riesige Struktur in einem scheinbar viel zu kleinen Rahmen also.

Das könnte allerdings Aufschluss über die Entwicklung von Galaxien bringen, wie das Hubble-Team berichtet. Bislang ist nämlich die Frage offen, was zuerst da ist: ein supermassereiches Schwarzes Loch, um das herum sich eine Galaxie bildet – oder eine große Galaxie, die die Materie in ihrem unmittelbaren Zentrum zu einem Schwarzen Loch "quetscht". Henize 2-10 deutet laut den Astronomen stark darauf hin, dass Ersteres der Fall ist. (jdo, 7. 7. 2019)