Weinkeller der besonderen Art: Hier lagern die Reste eisenzeitlicher Gefäße.
Foto: Victor S. Brigola

München/Paris – Vor zweieinhalb Jahrtausenden standen bei den Kelten Importgüter aus dem Mittelmeerraum offenbar hoch im Kurs: ob Wein, Olivenöl oder die dazugehörigen Gefäße. Man hatte sich bis zu einem gewissen Grad den mediterranen Lebensstil angeeignet, berichten deutsche Forscher im Fachmagazin "Plos One". Allerdings wurde dies auch mit regionalem Einschlag versehen.

Ein internationales Archäologenteam unter Leitung von Forschern der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Tübingen hat mittels einer chemischen Nahrungsrückstandanalyse 99 heimische oder aus Athen importierte Keramikgefäße aus der Zeit um 500 vor unserer Zeitrechnung untersucht. Diese waren an der ehemaligen Keltenansiedlung am Mont Lassois im französischen Burgund gefunden worden.

Kreativ uminterpretiert

Es zeigte sich dass aus den Gefäßen nicht nur griechischer Wein, sondern auch heimisches Bier geschlürft wurde. "Die Kelten haben also die fremden Traditionen nicht einfach nur übernommen. Sie nutzten die Gefäße und Produkte auf ihre eigene Weise und für ganz unterschiedliche Zwecke", sagt Studienkoautor Philipp Stockhammer.

Und Bier war auch nicht gleich Bier – den Rückständen nach muss es erhebliche Unterschiede im Trinkverhalten der einzelnen Bewohnergruppen gegeben haben. Die Soldaten, die am Tor der stadtähnlichen Ansiedlung lebten, hätten wahrscheinlich Hirsebier getrunken, sagte Stockhammer. Diese Biersorte wurde den Forschern zufolge wahrscheinlich von Menschen mit niedrigem Status konsumiert.

Bier auf Gerstenbasis tranken anscheinend die etwas höher gestellten Bewohner. Entsprechende Reste wurden in Gefäßen aus dem Handwerkerviertel entdeckt. Wein, damals importiert nicht nur aus Griechenland, sondern auch aus Italien und Südfrankreich, fand sich dort vor allem in Kochgefäßen – weshalb die Wissenschaftler vermuten, dass damit auch gekocht wurde.

Die Frauen haben mitgefeiert

Weil Trinkgefäße als Grabbeigaben von Männern und Frauen dienten, geht Stockhammer davon aus, dass Frauen grundsätzlich auch an Festen mit Alkoholkonsum teilnehmen konnten. Es gebe "keinen Grund anzunehmen, dass Frauen nicht auch bei Gelagen dabei sein durften".

Die Forscher entdeckten in den Gefäßen auch andere Lebensmittelreste, von Olivenöl und Milch etwa, aber auch von Bienenwachs. Diese fand sich in der Hälfte der heimischen Töpfergefäße, was möglicherweise darauf hindeutet, dass Met ein beliebtes fermentiertes Getränk war oder dass die frühen Kelten ihre Getränke gern mit Honig süßten. (APA, red, 20. 6. 2019)