Der Historiker Peter Autengruber wohnt in der Wiener Josefstadt. In seiner Altbauwohnung ist es auch im Sommer kühl, dafür fehlt manchmal die Sonne. Und ganz wichtig: Die Wohnung ist rapidfreie Zone.

"Eigentlich habe ich diese Wohnung durch einen Zufall gefunden. Ich habe nämlich 2015 eine Wohnung gesucht, die auf der Strecke zwischen meinem Garten am Wilhelminenberg und meinem Arbeitsplatz im zweiten Bezirk liegt. Ich habe mir hier im Haus schon einmal eine Wohnung angeschaut. Die habe ich aber nicht gekriegt.

Der Historiker Peter Autengruber vor seiner nicht ganz fehlerfreien Landkarte.
Foto: Lisi Specht

Irgendwann hat mich die Maklerin angerufen und gesagt: 'Das Haus kennen Sie schon, kommen Sie her und schauen Sie sich diese Wohnung an.' Ich bin an einem Samstag her und habe sie mir angeschaut. Damals war alles komplett mit Schachteln zugestellt, weil die Vormieterin gerade ausgezogen ist. Ich habe also kaum was gesehen. Beim Rausgehen hat die Maklerin gesagt: 'Also, die nehmen Sie jetzt.' Ich habe mir noch Bedenkzeit bis Montag erbeten – und sie dann tatsächlich genommen.

Wichtig war mir, dass die Wohnung unbefristet vermietet wird. Das ist heute ja gar nicht mehr so einfach. Und auch, dass sie ruhig ist. Schauen Sie sich die Mauern an, hier hört man nicht viel. Ich wollte immer in einem Altbau wohnen. Ein Neubau mit seinen niedrigen Räumen ist für mich bedrückend. Meiner Einschätzung nach dürfte das Haus vor der neuen Bauordnung 1829 errichtet worden sein. Vorher gab es noch keine Fluchtlinien, das Haus springt daher ein wenig vor. Viele solche Häuser gibt es nicht mehr.

Die Möbel sind Altbestand oder Dinge, die sich angesammelt haben.
Fotos: Lisi Specht

Leider kommt nicht viel Sonne in meine Wohnung. Aber wenn ich Sonne will, dann gehe ich in meinen Garten am Wilhelminenberg. Im Hochsommer ist es dafür sehr angenehm hier. Es hat nie mehr als 23, 24 Grad. Ich und meine Nachbarinnen haben ein eigenes Belüftungssystem entwickelt. Das Gangfenster wird abends aufgemacht – und der Erste, der in der Früh aus dem Haus geht, macht es wieder zu. Das merkt man schon, wenn man beim Hauseingang hereingeht.

Meine Einrichtung ist kaum durchdacht und sehr individuell. Es ist Altbestand bzw. sind es Dinge, die sich in irgendeiner Form angesammelt haben. Das Kastl da drüben ist aus meiner Kindheit. Damals konnte man in der Diefenbachgasse im 15. Bezirk diese Würfelsysteme kaufen. Das war die Einrichtung meines Jugendzimmers. Davon blieb nur dieses Kastl. In Wirklichkeit ist es potthässlich. Aber es ist ein Original.

Das Kastl stammt noch aus dem Kinderzimmer, den Luster hat Peter Autengruber im Angebot erstanden.
Fotos: Lisi Specht

Den Schreibtisch habe ich geschenkt bekommen. Er ist schon ziemlich alt. Im Antiquitätengeschäft gegenüber gäbe es zwar noch schönere Exemplare, aber wenn Sie sich die Preise anschauen, dann werden wir da nicht weiterkommen. Den Tisch und die Stühle habe ich mir für diese Wohnung neu gekauft. Die gab es um die Ecke. Die Landkarte habe ich mir bei der Frankfurter Buchmesse bei einem russischen Stand gekauft. Darum ist die Halbinsel Krim auch als russisch eingezeichnet. Die hat überhaupt einige Fehler drauf, bin ich später draufgekommen. Das ist eine ganz merkwürdige Karte. Aber eine Landkarte über dem Esstisch ist nicht schlecht.

Einen Luster wollte ich ursprünglich gar nicht. Ich dachte, das schaut so altmodisch aus. Aber an der Ecke wohnen junge Leute, und ich habe gesehen, dass die auch einen haben. Dann wurde mir auch klar, dass es mit einer normalen Lampe hier viel zu dunkel ist. Schließlich habe ich mir in einem Geschäft bei der Volksoper also auch einen Luster im Angebot gekauft. Regulär ist so ein Luster nämlich sehr teuer.

"Hier ist rapidfreie Zone", sagt Austria-Fan Autengruber.
Foto: Lisi Specht

Bei meinem Wohnen hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Das hängt mit dem Tod meiner Frau zusammen. Erinnerungen sind nicht gut. Daher bin ich auch übersiedelt bzw. habe mich von vielen Dingen getrennt. Ich habe es nicht ausgehalten und musste mein Leben neu ordnen. Anders wäre es nicht gegangen.

Wohnen ist für mich ein Rückzug ins Private. Hier schreibe ich auch. Bei mir ist überhaupt alles vollgestellt mit Büchern. Und, noch etwas, ganz wichtig: Meine Wohnung ist rapidfreie Zone. Ich bin ein Austria-Fan!" (24.6.2019)