Bild nicht mehr verfügbar.

Facebooks Moderatoren haben offenbar mit schrecklichen Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Foto: AP/Sanchez

Die Arbeitsbedingungen bei Facebooks Moderatorenteam steht wieder einmal massiv in der Kritik. The Verge hat einen umfassenden Bericht zu Cognizant veröffentlicht, der ein düsteres Bild zeichnet. Das US-Unternehmen aus Florida weist einen zweijährigen Vertrag mit dem sozialen Netzwerk auf, der 200 Millionen Dollar einbringt. Ob die Zusammenarbeit verlängert wird, ist nach dem ernüchternden Bericht offen.

Depressionen und Angstzustände

Ehemalige Moderatoren berichten davon, dass die Arbeit ihr Leben massiv beeinträchtigt hat. Eine Ex-Angestellte erzählt etwa, dass sie durch die Tätigkeit Depressionen und Angstzustände bekam. "Es war wirklich hart für mich durch den Tag zu kommen. Es hat auch mein Privatleben stark verändert", schildert die Frau. Die Moderation selbst und auch die Arbeitsbedingungen sollen schrecklich gewesen sein.

Verdreckter Arbeitsplatz

Die Tische von Leiharbeitern sollen etwa nicht gesäubert worden sein, sodass diese regelmäßig "Schamhaare, Fingernägel und Popel" vorfanden. Vor einem Besuch von Facebook wurde allerdings alles gesäubert. Sobald das Unternehmen wieder außer Haus war, wurde offenbar nicht mehr geputzt. "Überall in dem Gebäude war es absolut grauslich", schildert ein ehemaliger Mitarbeiter. Auch die Toiletten sollen mit Kot und Blut übersät gewesen sein.

Mitarbeiter flippten regelmäßig aus

Die widrigen Arbeitsbedingungen und die harte Arbeit als Moderator sollen dafür gesorgt haben, dass regelmäßig Mitarbeiter ausflippten. Ein Mitarbeiter kündigte etwa an, dass er einem Manager den Kopf einschlagen wird. Die Aussage wurde allerdings als Scherz aufgenommen. Ein anderer Leiharbeiter sagte in einem Gruppenchat, dass er einen Amoklauf begehen werde. Nach einem erzwungenen Urlaub konnte der Mann wieder anfangen, bis er die Drohung erneut aussprach.

Krank arbeiten und Klopausen protokollieren

Mitarbeiter wurden außerdem dazu gezwungen, krank zu arbeiten, da sie ansonsten ihren Job verlieren würden. Jeder Besuch der Toilette musste außerdem dokumentiert werden – eine bestimmte Anzahl an Pausen durfte nicht überschritten werden. Regelmäßig soll es zu Massenkündigungen gekommen sein, bei denen Mitarbeiter eine rote Tasche ausgehändigt wurde, um ihre Sachen zu packen. Intern gab es bereits den Begriff von "Red Bag Days".

Facebook wusste offenbar von Arbeitsbedingungen

Facebook kündigte eine Untersuchung gegenüber Gizmodo an. Bislang hatte das soziale Netzwerk aber offenbar die Arbeitsbedingungen gänzlich ignoriert. Dabei stellen die Moderatoren einen wichtigen Teil von Facebook dar, da diese etwa dafür sorgen, dass verhetzende Postings oder andere Inhalte nicht erscheinen. Der Amokläufer von Neuseeland streamte seine Tat etwa live und wurde nach circa 20 Minuten durch einen Moderator unterbrochen. (red, 20.6.2019)