Kuala Lumpur / Kiew – Malaysia hat die Haftbefehle gegen drei Russen und einen Mann aus der Ukraine wegen des Abschusses des malaysischen Passagierfluges MH17 im Juli 2014 kritisiert. Premierminister Mahathir Mohammad deutete am Donnerstag in Kuala Lumpur eine Verschwörung gegen Russland an.

"Wir sind sehr unglücklich", sagte der Regierungschef. "Das war von Anfang an eine politische Frage, wie man Russland eines Fehlverhaltens beschuldigen kann." Beim Absturz der Boeing 777 von Malaysia Airlines über dem Osten der Ukraine waren vor fünf Jahren 298 Menschen getötet worden.

"Das ist lächerlich"

Mahathir sagte nach einem Bericht des Online-Nachrichtenportals "Star Online" weiter: "Noch bevor sie den Fall untersucht haben, haben sie Russland schon dafür verantwortlich gemacht. Das ist lächerlich." Der Regierungschef fuhr fort: "Was uns angeht, wollen wir Beweise für die Schuld. Aber bisher gibt es keinen Beweis, nur Hörensagen."

Am Mittwoch hatten internationale Ermittler in den Niederlanden neue Erkenntnisse vorgelegt, wonach vier hochrangige prorussische Rebellen für die Tat verantwortlich sind. Ihnen soll ab März 2020 wegen 298-fachen Mordes der Prozess gemacht werden. Drei von ihnen sind russische Staatsbürger mit engen Kontakten zur russischen Armee. Auch die Waffe stammt den Ermittlern zufolge aus Russland, von der 53. Brigade der russischen Armee bei Kursk.

USA fordern Auslieferung

US-Außenminister Mike Pompeo hat Russland aufgefordert, die Verdächtigen der Justiz zuzuführen. Russland müsse sicherstellen, dass sich jeder Beschuldigte, der sich derzeit in Russland aufhalte, vor der Justiz verantworten müsse, erklärte Pompeo am Mittwoch.

Moskau hat die Anschuldigungen zurückgewiesen. Das russische Außenministerium erklärte am Mittwoch, diese dienten lediglich dazu, "Russland in den Augen der internationalen Gemeinschaft zu diskreditieren".

EU begrüßt Anklage

Beim EU-Gipfel brüten die Staats- und Regierungschefs nicht nur über Topjobs und Klimaziele. Auch gegenüber Russland will der Rat offenbar Kante zeigen. Laut Gipfelentwurf wird Russland zur vollen Kooperation bei den Untersuchungen zum Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 über der Ukraine aufgefordert. Die Anklage gegen vier Verdächtige – drei davon russische Staatsbürger – wird demnach begrüßt. (APA, 20.6.2019)