"Profil" ist seit 2001 ein geteiltes Magazin: Die Redaktion gehört dem "Kurier", alle wirtschaftlichen Agenden liegen bei der VGN-Magazingruppe. Nun spricht einiges für eine Wiedervereinigung.

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Wien – Ein Ende zeichnet sich ab für den bald zwei Jahrzehnte dauernden Spagat von "Profil" zwischen dem "Kurier" und der Magazingruppe VGN. Nach STANDARD-Informationen soll die Wettbewerbsbehörde BWB die Hoffnung der VGN zerstört haben, auch die Redaktion von "Profil" zu übernehmen. Damit wird wahrscheinlicher, dass der "Kurier" zur Redaktionsgesellschaft auch das Heft und seine wirtschaftlichen Aktivitäten von der VGN zurückkaufen kann.

Noch nicht fix

Die Beteiligten schweigen zur jüngsten Entwicklung im gefühlt endlosen Tauziehen zwischen dem Zeitungshaus um den "Kurier" und der VGN (früher: Verlagsgruppe News). Fix vereinbart oder unterschrieben sei noch nichts, sagen Menschen mit Einblick in die Vorgänge. Wieder einmal kursierte zuletzt, noch diese Woche werde der "Profil"-Verkauf an den "Kurier" fixiert – wie schon vielfach in den vergangenen Monaten. Doch nun könnte es tatsächlich ernst werden.

VGN-Mehrheitseigentümer Horst Pirker versuchte zuletzt, die Redaktionsgesellschaft des "Profil" vom "Kurier" zu übernehmen. Dafür müsste das Kartellgericht seine Entscheidung aus dem Jahr 2001 über die Fusion der "Kurier"-Magazine mit der Verlagsgruppe News revidieren. Damals brachte der "Kurier" "Profil", "Trend" und andere Magazine in die schon marktbeherrschende Magazingruppe ein.

Rechtsweg ausgeschlossen

Eine der Bedingungen des Kartellgerichts 2001 lautete: Die Redaktion des "Profil" müsste beim "Kurier" bleiben. Die Zeitung im Mehrheitsbesitz von Raiffeisen (mit Funke-Gruppe und René Benko an Bord) bestimmte damit auch weiterhin den Herausgeber und Chefredakteur des "Profil". Die VGN übernahm alle wirtschaftlichen Agenden wie Druck, Vertrieb und Anzeigenverkauf des Hefts und überwies der "Profil"-Redaktionsgesellschaft für die Inhalte eine Pauschale: Die Profil Redaktion GmbH weist laut Firmenbuch Umsätze von vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr aus, die von der VGN stammen dürften.

Pirker bestätigte Anfang Mai 2019, dass er sich darum bemüht, die Auflage loszuwerden und auch die "Profil"-Inhalte in die VGN zu holen. Zuständig dafür wäre das Kartellgericht. Eine wesentliche Rolle bei einem solchen Plan würde aber die Bundeswettbewerbsbehörde spielen.

Wenig Chancen

Pirker soll nun in den vergangenen Wochen bei der Wettbewerbsbehörde vorgefühlt haben, wie sehr sie an der Auflage aus dem sogenannten "Formil"-Urteil von 2001 hängt. Das Ergebnis nach – unbestätigten – STANDARD-Infos: Die Experten der BWB sollen praktisch keine Chancen sehen, die Bedingung von 2001 aufzuheben. Auch wenn etwa die Wiener Wochenzeitung "Falter" dem "Profil" längst ernste Konkurrenz im Wochenmarkt macht, etwa bei Aufdeckerstorys, und "News" aus der VGN stark an publizistischem und wirtschaftlichem Gewicht eingebüßt hat. Und etwa auch wenn sich der Werbemarkt seit 2001 doch deutlich in Richtung digitale und internationale Player verschoben hat.

Plan P

Wenn die Behörden keinen gangbaren Rechtsweg zur Übernahme der Redaktionsgesellschaft sehen, gibt es zwei Möglichkeiten für das geteilte Magazin:

  • Weitermachen wie bisher – ein eher unwahrscheinliches Szenario. Pirker hat schon erkennen lassen, dass er mit der Positionierung des Magazins nicht rundum glücklich ist und andere Pläne für "Profil" hätte.
  • Oder ein (Rück-)Verkauf der wirtschaftlichen Agenden an den "Kurier".

Gespräche über einen "Profil"-Verkauf führen "Kurier" und VGN seit vielen Monaten in wechselnder Intensität und mit schwankenden Aussichten. Im Februar 2019 beantragte der "Kurier" schon die Übernahme von "Profil" bei der Bundeswettbewerbsbehörde – womöglich etwas voreilig, der Antrag wurde flugs binnen weniger Stunden wieder zurückgezogen.

Bis zu sechs bis sieben Millionen Euro Verkaufspreis soll man bereits für "Profil" vereinbart haben. Das wäre etwa jener Betrag, den Pirker schon länger vom "Kurier" gefordert hat – aus einem ganz anderen Grund.

Millionen mit "Profil"

Pirker, früher Vorstandschef der Styria Media Group und dann Geschäftsführer des Red Bull Media House, wurde 2014 Geschäftsführer der Verlagsgruppe News. 2016 übernahm er vom deutschen Magazinkonzern Gruner + Jahr aus dem Bertelsmann-Konzern die Mehrheitsanteile an der VGN. Zum Abschied schossen die deutschen Gesellschafter noch rund 16,4 Millionen Euro zu; 6,4 davon als Kredit. Vom 25,3-Prozent-Gesellschafter "Kurier" verlangte Pirker ebenfalls einen Kapitalzuschuss, weil die Eigentümer über die Jahre stets alle Gewinne entnommen hätten.

Der "Kurier" weigerte sich beharrlich nachzuschießen. Daraufhin übernahmen Mehrheitseigentümer Pirker und die Gründerfamilie Fellner – mit einer Option aus dem Fusionsjahr 2001 – die "Kurier"-Anteile an der VGN. Praktischerweise berechnete sich der 2001 vereinbarte Kaufpreis dafür nach den Gewinnen der VGN in den vergangenen drei Jahren, und in denen schrieb die Magazingruppe Verluste.

Nun könnte die VGN mit dem Verkauf der wirtschaftlichen Agenden des "Profil" etwa diesen Betrag hereinspielen. Noch soll der Deal nicht fix sein – wahrscheinlicher wirkt er nun jedenfalls. (Harald Fidler, 21.6.2019)