Wer hat das Sagen bei der "Krone", wer bei "krone.at"? Das interessiert gemeinhin auch die deutschen Gesellschafter von der Funke-Gruppe.

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Wien – Die erste Verhandlung über den Streit der "Krone"-Gesellschafter vor dem Handelsgericht Wien ist für Anfang Juli angesetzt. Noch Ende Juni wollten die Eigentümer von Österreichs größter Tageszeitung noch einmal darüber tagen, ob Christoph Dichand Herausgeber und Chefredakteur der "Krone" bleibt. Bei der Sitzung könnte es auch um die Zukunft von "krone.at" gehen.

Worum geht es?

Worum geht es da in dem jüngsten Konflikt im ewigen Streit der "Krone"-Gesellschafter? Der langjährige Hälfteeigentümer der "Krone", die deutsche Funke-Gruppe, wirft Herausgeber, Chefredakteur und Mitgesellschafter Christoph Dichand vor, er habe dem Verlag Spesen verrechnet, die nicht betrieblich veranlasst waren, etwa für Reisen. Dichands Anwältin Huberta Gheneff hat die Vorwürfe als längst geklärt zurückgewiesen.

Dichand absetzen

Am 22. März 2019 beantragte die Funke-Gruppe in einer Gesellschafterversammlung, Christoph Dichand wegen der Vorwürfe als Herausgeber abzusetzen und als Chefredakteur mit sofortiger Wirkung zu entlassen. Doch die "Krone" gehört zu jeweils 50 Prozent einerseits der Funke-Gruppe (und ihrem neuen Mitstreiter, dem Immobilienmilliardär René Benko) und andererseits der Familie Dichand – je 12,5 Prozent halten Christoph Dichand und seine Geschwister Johanna und Michael sowie ihre Mutter Helga als Erben des "Krone"-Gründers Hans Dichand. 50 Prozent der Gesellschafter stimmten für die Absetzung, 50 Prozent dagegen.

Funke klagt beim Handelsgericht

Die Funke-Gruppe brachte beide Abstimmungen in (bisher) getrennten Verfahren vor das Handelsgericht Wien: Die Dichands hätten durch die Aufteilung der Anteile auf vier Familienmitglieder laut den Verträgen weniger Stimmgewicht. Und Christoph Dichand hätte als Betroffener nicht mitstimmen dürfen. Die übrigen drei Familienmitglieder an Bord der "Krone" haben sich inzwischen nach STANDARD-Infos an den Verfahren beteiligt. Sie argumentieren: Die Verträge unter den vier Dichands erlaubten nur gemeinsame Abstimmungen mit einem Votum. Und das Gesellschaftsrecht verbiete Betroffenen keineswegs eindeutig und generell, bei solchen Fragen mitzustimmen. Und vor allem: Für Streit unter den "Krone"-Gesellschaftern seien keine ordentlichen Gerichte, sondern Schiedsgerichte nach Schweizer Recht zuständig.

Versammlung ohne Termin

Parallel zu den Klagen beim Handelsgericht Wien nahm die Funke-Gruppe im Mai einen neuerlichen Anlauf, Dichand abzusetzen. Eine für 27. Mai geplante Gesellschaftersitzung zu diesen Punkten wurde erst Stunden vor dem Termin einvernehmlich abgesagt und auf Ende Juni verschoben. Nach STANDARD-Infos gab es jedenfalls bis Mitte dieser Woche noch keinen konkreten und akkordierten Termin für diese Sitzung. Der Juni endet mit kommender Woche.

Erster Gerichtstermin

Und schon in der ersten Juli-Woche hat das Handelsgericht Wien einen ersten Verhandlungstermin zu einer der beiden Funke-Klagen über Dichands Absetzung als Chefredakteur beziehungsweise Herausgeber angesetzt. Im zweiten Verfahren soll es erst Ende August losgehen. Das Handelsgericht kann die beiden Verfahren aber noch verbinden.

"krone.at" zur "Krone"

Bei der nächsten "Krone"-Gesellschaftersitzung könnte es nach STANDARD-Infos auch um die Zukunft von "krone.at" gehen. Das in den vergangenen Jahren erfolgreiche Onlineportal soll der Chefredaktion der Zeitung unterstellt werden. Das deutete "Krone"-Chefredakteur Klaus Herrmann schon im STANDARD-Interview Ende Mai an. Diese Organisationsänderung dürfte auch die deutschen Mitgesellschafter interessieren.

Seither verdichten sich die Informationen, dass das bisher ziemlich autonom von Chefredakteur Richard Schmitt geführte Onlineportal der Printchefredaktion und damit Herrmann unterstellt werden soll. Schmitt wurde nach STANDARD-Infos intern nahegelegt, sich künftig auf die Fernsehaktivitäten der "Krone" zu konzentrieren – für die er schon bisher mit zuständig war. Eine definitive Entscheidung darüber soll noch ausstehen. Die Beteiligten schweigen auf STANDARD-Anfragen dazu.

Benkos Bedingung

Für Herbst wird die nächste Entscheidung des Schiedsgerichts erwartet, ob die Funke-Gruppe die Vorrechte der Dichands in den Rahmenverträgen über die "Krone" kündigen konnte – da geht es etwa um jährlich garantierte Millionengewinne für die Dichands und das Sagen in der Redaktion. Kippt das Schiedsgericht diese Vorrechte, dann dürfte René Benko die kompletten Funke-Anteile an der "Krone" übernehmen – also 50 Prozent am Kleinformat und dazu fast 50 Prozent am "Kurier". Dort ist Raiffeisen der Mehrheitseigentümer. "Krone" und "Kurier" haben einen gemeinsamen Verlag, die Mediaprint, Österreichs größte Zeitungsgruppe. (Harald Fidler, 21.6.2019)