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Foto: Netflix/AP

Überbordende Gefühle, Partys und Cliquenbildung, das sind die wichtigsten Elemente jeder Highschoolserie. Daraus hat Netflix auch die erste arabischsprachige Serie gebaut. Gedreht wurde in der jordanischen Hauptstadt Amman. Dschinn (Jinn) kombiniert Teenagerabenteuer und Übernatürliches – ein Konzept, das sich schon bei Vorgängern wie Stranger Things bewährt hat.

Die Geschichte beginnt mit einem Schulausflug. Eine Klasse besucht die antike Ruinenstadt Petra im Südwesten von Jordanien, die in Netflix-Manier aus unzähligen Kameraperspektiven in Szene gesetzt wird.

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Dschinn-Geist meets Highschool: Netflix' erste arabischsprachige Serie zeigt Jugendliche zwischen übernatürlichen Kräften und sehr irdischen Vergnügungen.
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Trinken, Rauchen, Schaudern

Der Ausflug bietet den Schülern genug Möglichkeiten, sich von der Gruppe abzusetzen. Während sich die Klasse vor dem Herzstück der Stadt, dem Mausoleum Khazne al-Firaun, versammelt, um Geschichten über Petra zu hören, schleichen sich Mira (Salma Malhas) und Layla (Ban Halaweh) davon. Gemeinsam mit ihren Klassenkollegen treffen sie sich abseits, um zu trinken, zu rauchen und über die übernatürlichen Wesen zu reden, die der Legende nach bis heute zwischen den Felsen der Stadt leben sollen, die Dschinn.

Die Wesen – von Gott aus Feuer geschaffen, im Gegensatz zu den aus Lehm geschaffenen Menschen – sind ein unerschöpflicher Quell von Schauergeschichten. Sie sind weder Engel noch Dämonen, sondern Zwischenwesen, die Menschen in einigen Eigenschaften ähnlich sind. Sie sind sterblich wie wir, intelligent und vernunftbegabt. Manche sind gut, manche sind böse, und sie haben übernatürliche Kräfte. Manchmal, heißt es, verliebt sich ein Dschinn in einen Menschen oder umgekehrt.

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Ebendiese Wesen erwecken die Jugendlichen auf ihrem Schulausflug, ohne es zu wissen. Als ein Schüler auf unerklärliche Weise von einem Felsen stürzt, erscheint ein unbekannter Bub aus dem Nichts und warnt Mira (Salma Malhas) vor den Dschinn. Langsam beginnen die Jugendlichen zu zweifeln, ob es sich bei den Geistern tatsächlich bloß um einen Mythos handelt.

Unterbewusst und übernatürlich

Geschickt schlagen die Regisseure Mir-Jean Bou Chaaya aus dem Libanon und Amin Matalqa, in Jordanien geboren und in den USA aufgewachsen, den Bogen von Science-Fiction zum Teenie-Drama. Die Dschinn erscheinen den Jugendlichen, wenn sie besonders hilflos oder wütend sind, und beschützen sie. Mit ihren übernatürlichen Kräften führen sie die unterbewussten Rachegelüste der Jugendlichen aus, was zu immer mehr unerklärlichen Vorfällen führt.

Die Ambivalenz zwischen Zerstörung und Liebesdrama passt gut zur Pubertät der Hauptfiguren. Wer sich die arabische Originalversion mit Untertiteln ansieht, bekommt einen Eindruck jordanischer Jugendsprache, ein Mix aus Englisch und Arabisch. Die jungen jordanischen Darsteller, allen voran Salma Malhas als Mira, wirken sehr authentisch in ihren Rollen, obwohl sie bisher in keinen großen Produktionen zu sehen waren.

"Unmoralische Szenen"

Die Regisseure zeichnen vom Leben jordanischer Jugendlicher ein Bild, das mit Klischees bricht, die sonst in Filmen über den Nahen Osten hervorgekehrt werden. Das Bild einer Gesellschaft ohne dunkle Bärte, Verschleierung und strengen Glauben, mit Partys, Schmusen und Alkohol. Diese Darstellung der eigenen Jugend hat in Jordanien bereits für Unmut gesorgt. Der oberste Staatsanwalt des Landes forderte die Abteilung für Internetkriminalität auf, die Serie wegen "unmoralischer Szenen" zu stoppen.

Die Reaktionen auf Social Media reichten von "obszön" und "gefährlich" bis "beeindruckt" und "begeistert". Netflix bedauerte die Angriffe auf Twitter, teilte aber auch mit, Beleidigungen gegen die Darsteller nicht zu tolerieren. (Johannes Pucher, 21.6.2019)