Christian Gsöllradl-Samhaber war insgesamt drei Jahre in Karenz. Karin Gsöllradl war jeweils während des Mutterschutzes bei den Kindern. Marie ist mittlerweile vier Jahre alt, und David wird im Oktober zwei.

Foto: Günther Dobringer

"Es ist eine gewonnene Zeit. Es tut Vätern gut", sagt Christian Gsöllradl-Samhaber. Gerade in Zeiten, in denen alles ökonomisiert und die Karenzzeit gerne als verlorene Zeit angesehen werde, müsse er als Vater in Karenz dagegenhalten. Die Familie hat zwei Kinder, Marie ist vier Jahre und David wird im Oktober zwei. Insgesamt war Samhaber drei Jahre in Karenz, ab August wird er Teilzeit ins Berufsleben zurückkehren.

Wobei er sich nie ganz davon verabschiedet hat. Seit 2012 ist er Geschäftsführer der NGO Childrenplanet; während seiner Karenz hat er die Geschäftsführung ehrenamtlich übernommen. Vor zehn Jahren wurde der Verein, der sich für Kinder- und Menschenrechte in Kambodscha einsetzt, gegründet. Christian Gsöllradl-Samhaber war Mitbegründer der Organisation, da steckt auch viel Herzblut drin. Und so gehe er davon aus, dass aus den geplanten 25 bis 30 Stunden schnell 40 Stunden Arbeit in der Woche werden. "Aber ich habe viel Spielraum, wann ich etwas mache. Es ist kein klassischer Bürojob."

Freie Zeiteinteilung

Auch der Job der Mutter ist kein klassischer Bürojob. Karin Gsöllradl ist Hausärztin in Sierning, einer rund 9000 Einwohner zählenden Gemeinde in Oberösterreich. Gleich nach dem Mutterschutz ist sie wieder in ihre Ordination zurückgekehrt. "Ich wollte meine Patienten nicht unversorgt lassen, und für einen so langen Zeitraum ist es schwierig, eine Vertretung zu finden", sagt sie. Aber als selbstständige Ärztin habe auch sie das Privileg, innerhalb der Rahmenbedingungen, die ein Kassenvertrag mit sich bringt, die Ordinationszeiten frei zu gestalten. Seit Jahresbeginn wird die Ordination mit einer Partnerin geführt. Dadurch gibt es auch mehr Spielraum bei den Ordinationszeiten. Konkret heißt das für Gsöllradl: Dienstag sowie jeden zweiten Freitag hat sie den ganzen Tag und Mittwoch den halben Tag frei. "Unsere Kinder haben seit den letzten Monaten sowohl von Mama als auch von Papa viel", ergänzt Samhaber.

Das Umfeld habe überwiegend positiv auf diese Karenzregelung reagiert, aber in der Nachbarschaft, so erzählt Samhaber, wurde er von älteren Herrn gelegentlich komisch angeschaut, wenn er am Vormittag mit dem Kinderwagen seine Runde drehte. Samhaber kann es jedoch anderen Vätern nur empfehlen. "Man baut ein ganz andere emotionale Bindung auf, und Kinder sind der beste Lehrmeister. Das schafft kein Lehrer oder Universitätsprofessor", ergänzt er. Man könne so viel Mitgefühl lernen. Natürlich, ergänzt Gsöllradl, habe sie den Kopf immer wieder bei den Kindern, aber: "Ich mache meinen Job sehr gern, und von daher war es nicht das große Problem, gleich nach dem Mutterschutz wieder zu arbeiten."

Die politische Ebene

Auf ein familiäres Netzwerk können die beiden nicht zurückgreifen. Großeltern und Familie wohnen weit weg. Da seien die Möglichkeiten der Selbstständigkeit hilfreich. Denn die Kinderbetreuung in Oberösterreich sei stark ausbaufähig. Aber das Privileg der freien Zeiteinteilung würde einiges wieder wettmachen, sagt Samhaber. Als Marie eineinhalb war, wurde sie von einer Tagesmutter betreut, mittlerweile ist sie im Kindergarten recht gut versorgt. Für David hat die Familie einen Platz in der Krabbelstube, die es erst seit gut einem Jahr im Ort gibt, bekommen. Leider ist eine Erkrankung bei David dazwischengekommen, weshalb er die Krabbelstube nicht mehr besuchen kann. Wie es im Herbst weitergehen wird, sei noch nicht ganz klar.

"Ich würde mir wünschen, dass mehr Väter die Möglichkeit haben, in Karenz zu gehen", sagt Samhaber. "Auf unternehmerischer und politischer Ebene muss sich aber noch viel mehr tun." Der Papamonat ist für ihn nur ein Lippenbekenntnis. "Es muss zu einen Paradigmenwechsel kommen und ein wirklich emanzipatorischer Prozess beginnen, dann wäre das auch zu schaffen." (Gudrun Ostermann, 25.6.2019)