Fachleute sind auch gegen Sisha-Rauchen, sobald das Gastro-Qualmverbot kommt.

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Wien – Die österreichische Politik sollte – wenn sie zum ehemals bereits geplanten, beschlossenen und dann von der türkis-blauen Regierung wieder gekippten Gastro-Rauchverbot zurückkehrt – keine Ausnahmen akzeptieren. Shishas seien ähnlich gesundheitsgefährlich wie andere Rauchwaren, hieß es am Freitag in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Florian Stigler, Grazer Sozialmediziner, Waltraud Posch (VIVID – Fachstelle für Suchtprävention) und der Gesundheitsökonom Thomas Czypionka (IHS) haben sich die Stellungnahmen aus der Politik zur Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes über die Nichtaufhebung der derzeit (noch) geltenden Regelungen rund um das Rauchen in Lokalen angesehen. Sie pochen auf ein Gastro-Rauchverbot ohne Ausnahmen.

Durch Fakten gerechtfertigt

Dies sei durch mehrere Fakten gerechtfertigt, hieß es in der Stellungnahme. Ausnahmen für Nachtlokale würden wieder zu altbekannten Problemen führen, dass Gäste und Mitarbeiter durch Passivrauch geschädigt werden: "Bei Ausnahmen für Shishas gäbe es noch zusätzliche Probleme. Shishas werden im mediterranen Bereich überwiegend im Außenbereich konsumiert. Das hat einen guten Grund: Auch sie erzeugen lungengängigen Feinstaub und Kohlenmonoxid, das oftmals zu Vergiftungen führt."

Hinzu kommt, dass Nikotinkonsum – egal in welcher Form – Suchtpotenzial hat. "Außerdem sind Shishas, oftmals unter Gruppenzwang konsumiert, für viele Jugendliche der Einstieg in die Nikotinsucht. Da während einer Session gleich viel oder mehr Nikotin aufgenommen wird als beim Zigarettenrauchen, besteht Suchtgefahr. So zeigte eine Studie aus den USA, dass junge Personen, die Shishas rauchen, später 2,6-mal häufiger zu Zigaretten greifen werden."

Gut gemachtes Gesetz

Die Ankündigung der ÖVP, das Rauchverbot in jener Version einzuführen, die bereits 2015 geplant war, sei erfreulich. "Das Gesetz 2015 war gut durchdacht und das Ergebnis von jahrelangen Verhandlungen. Wir nehmen die ÖVP beim Wort und gehen davon aus, dass sich daran, vielleicht bis auf kleinere Details, nichts ändern wird", stellten die Fachleute fest. Dass beispielsweise die Wirtschaftskammer Ausnahmen oder Sonderzahlungen forderte, sei für eine Interessenvertretung verständlich, es gehe aber um den Gesundheitsschutz.

Ein Team des Instituts für Höhere Studien (IHS) um Czypionka hat vergangenes Jahr den volkswirtschaftlichen Schaden durch das Rauchen derzeit auf rund 2,4 Milliarden Euro jährlich (IHS 2018) berechnet. Die IHS-Gesundheitsökonomen hatten auch eine Modellrechnung mit einem Vergleich mit Finnland durchgeführt. In dem skandinavischen Land rauchten 2014 14,4 Prozent der Männer und 10,9 Prozent der Frauen, hingegen 26,5 Prozent der österreichischen Männer und 22,1 Prozent der Österreicherinnen. In Finnland waren in jenem Jahr 2,3 Prozent der Männer Passivraucher, ebenso 1,5 Prozent der Frauen (Österreich: 9,8 Prozent der Männer und 7,1 Prozent der Frauen).

Eine Angleichung des Raucherniveaus in Österreich auf jenes von Finnland würde deutliches Einsparungspotenzial bringen. "Durch Senkung der Prävalenzraten (Anteil der Raucher/Passivraucher; Anm.) auf finnisches Niveau könnten jährliche 1,05 Milliarden Euro eingespart werden", stellten die IHS-Experten vergangenes Jahr fest. In Österreich rauchen 24 Prozent der Bevölkerung täglich, verglichen mit 18 Prozent im EU-Durchschnitt. (APA, 21.6.2019)