Budapest – Eine lebenslange Haftstrafe ist am Freitag in erster Instanz gegen den ungarischen Rechtsextremisten István Győrkös verhängt worden, berichtete die Nachrichtenagentur MTI. Der 79-jährige Anführer der inzwischen verbotenen militanten Ungarischen Nationalen Front (MNA) hatte am 26. Oktober 2016 einen Polizisten angeschossen, der später seinen Verletzungen erlag.

Der Anschlag ereignete sich bei einem Großeinsatz der Antiterroreinheit TEK gegen Neonazis, bei dem auch das Anwesen von Győrkös in der Gemeinde Bőny durchsucht werden sollte. Dabei kam es zu der Schießerei, bei der der Beamte tödlich getroffen wurde.

Győrkös verteidigte sich während des Prozesses damit, sein Sturmgewehr erst nach dem Angriff der TEK abgefeuert zu haben. Weiters versuchte die Verteidigung den Polizisten als Opfer eines "Friendly Fire" (Eigenbeschuss) darzustellen. Dies dementierten Sachverständige, weil der Kopfschuss den Beamten aus einer Entfernung von weniger als einem Meter getroffen hatte, während die übrigen Polizisten weiter entfernt waren. Zudem hatte der Polizist seine Pistole im Halfter, als ihn der Schuss traf. Győrkös konnte nach dem Schusswechsel schwer verletzt überwältigt werden.

Ungestört Wehrsport üben

Bei der Razzia wurden große Mengen an Waffen, Munition und Sprengstoff sichergestellt. Der vorbestrafte Győrkös hatte auf seinem Besitz nahe Győr ungestört Wehrsportübungen abgehalten, an denen auch Neonazis aus anderen Ländern teilnahmen.

Im Dezember 2016 wurde die MNA, die mit dem internationalen rechtsextremen Netzwerk Blood & Honour kooperiert hatte, aufgelöst. Gegen Győrkos war zuvor eine Anzeige wegen illegalen Waffenbesitzes und paramilitärischer Ausbildung von Neonazis erstattet worden. Bei den landesweiten Razzien 2016 waren auch 19 Neonazis festgenommen worden, die den Kern der MNA bildeten. Die MNA sah sich als Nachfolgerin der Hungaristen-Bewegung (auch als Pfeilkreuzler-Partei bekannt) von Diktator Ferenc Szálasi, der durch Adolf Hitlers Gunst von 1944 bis 1945 in Ungarn herrschte. Unter dem Szálasi-Regime wurden zehntausende Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden. Szálasi wurde 1946 in Budapest hingerichtet. (APA, 21.6.2019)