Washington – Eine in der Fachzeitschrift "Science Advances" veröffentlichte Studie geht davon aus, dass Grönlands Eisschild noch in diesem Jahrtausend komplett schmelzen könnte, wenn die Treibhausgasemissionen nicht reduziert werden. "Wenn wir so weitermachen wie bisher, schmilzt Grönland", warnte Hauptautor Andy Aschwanden von der Universität von Alaska in Fairbanks.

Die derzeitigen Treibhausgasemissionen hätten "enorme und langfristige Folgen" nicht nur für Grönland, sondern für den Meeresspiegel und die Menschheit insgesamt. Ein komplettes Abschmelzen des grönländischen Eisschilds hätte einen Meeresspiegelanstieg von sieben Metern zur Folge.

Ältere Modelle gehen von einer deutlich langsameren Eisschmelze in Grönland aus als das nun von Aschwanden vorgelegte, das sich auf Daten der US-Raumfahrtbehörde Nasa stützt. Nach seinen Prognosen würde der Meeresspiegelanstieg in den nächsten 200 Jahren 48 bis 160 Zentimeter betragen, wenn das Eis in derselben Geschwindigkeit wie jetzt weiterschmilzt.

Auch das Dach der Welt schmilzt ab

Und Grönland ist nicht der einzige Brennpunkt: Die Gletscher im Himalaya schmelzen laut einer ebenfalls in "Science Advances" veröffentlichten Studie doppelt so schnell wie noch vor der Jahrhundertwende. Für ihren Langzeitvergleich konnten die Forscher auf geheimdienstliche Satellitenbilder aus der Zeit des Kalten Krieges zurückgreifen, die erst kürzlich von den US-Behörden freigegeben worden waren.

Das Team um Joshua Maurer von der Columbia University in New York wertete Satellitenbilder eines 2.000 Kilometer langen Gebiets aus, das sich über Regionen in Indien, China, Nepal und Bhutan erstreckt. Aus dem 40 Jahre überspannenden Vergleich konnten die Forscher ableiten, dass die Gletscher seit dem Jahr 2000 jährlich 45 Zentimeter Eis verlieren – doppelt so viel wie in den Jahren zwischen 1975 und 2000.

Ursachen und Folgen

Steigende Temperaturen seien der Hauptgrund für die schnellere Gletscherschmelze, die Sutidenautoren. Die Durchschnittstemperatur im Himalaya lag zwischen 2000 und 2016 um ein Grad Celsius höher als im Vergleichszeitraum von 1975 bis 2000.

Die Studie liefere das bisher "deutlichste Bild darüber, wie schnell die Gletscher im Himalaja schmelzen und warum", sagte Maurer. Sie untermauere frühere Forschungen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Himalaya-Region. Der festgestellte Trend könnte verheerende Auswirkungen auf die Wasserversorgung in Südasien haben. (APA, red, 24.6.2019)