Das Ehepaar Spitz, gespielt von Adam Sandler und Jennifer Aniston.

Foto: NETFLIX/Philippe Bosse

"Murder Mystery" wurde in den ersten drei Tagen seiner Veröffentlichung auf Netflix fast 31 Millionen Mal gesehen. Das ist der erfolgreichste Filmstart, den der Streamingdienst bisher geschafft hat. Wenn es ein Rezept für Publikumserfolge gibt, dann haben sich Regisseur Kyle Newacheck und Drehbuchautor James Vanderbilt daran gehalten. Hier die notwendigen Zutaten:

Besetzung ist die halbe Miete. Man nehme zwei Stars des Komödiengenres, sagen wir Jennifer Aniston und Adam Sandler. Er hat gefühlt in einer Million Komödien die Hauptrolle gespielt und sie ist schon allein wegen ihrer Rolle als Rachel in "Friends" eine Ikone des Genres.

Von ihrem Alltag genervt, sieht sich das Ehepaar Spitz plötzlich in einen Mordfall verwickelt.
Foto: NETFLIX / Scott Yamano

Man lasse die beiden ein typisch amerikanisches Ehepaar spielen, mit ganz normalen Problemen und ganz normalen Berufen. Je normaler, desto besser, damit sich so viele potenzielle Zuseher wie möglich mit ihnen identifizieren können. Aniston spielt also eine Friseurin, die in der Arbeit mit ihren Kolleginnen über die Männer herzieht, und Sandler spielt einen Polizisten mit trockenem Humor, der eigentlich nur eine ruhige Kugel schieben will und hauptsächlich an Essen denkt. Das Paar darf ohne Bedenken heteronormative Rollenbilder erfüllen. Wer einen Kassenschlager produzieren will, muss nicht differenzieren.

Je normaler, desto besser

Um noch mehr Identifikation herzustellen, gibt man dem Paar noch eine kleine Ehekrise. Nach 15 Jahren Partnerschaft ganz normal, kennt jeder, der ähnlich lange verheiratet ist. Zu ernst darf sie aber nicht sein, die Krise, sonst verdirbt sie die Stimmung, und das will kein potenzieller Zuseher nach einem harten Arbeitstag.

Stattdessen nimmt man etwas Action. Das Ehepaar Spitz, von ihrem Alltagsleben ohnehin genervt, findet sich also von einem Tag auf den anderen in einer Agatha-Christie-Krimiparodie wieder. Drehbuchautor Vanderbilt greift alle Genreklischees auf und multipliziert sie mal zehn. Eine Kettenreaktion von überraschenden Wendungen und unerwarteten Todesfällen also.

Hauptsache, die Stimmung ist gut

KinoCheck Home

Dann zuckert man das Ganze noch mit etwas Glamour und Luxus. Schließlich will der zahlende Netflixabonnent nicht jene graue Alltagstapete sehen, die er ohnehin in seinem eigenen Leben rund um die Uhr anstarrt. Man braucht also teure Autos, üppige Büffets und vielleicht eine Yacht, wenn es das Budget zulässt.

Da man die Zuseher mit einem Lächeln in den wohlverdienten Schlaf schicken will, sollte man zum Schluss über ein Happy End nachdenken. Wenn sich die Ehekrise am Ende einfach in Luft auflöst, besteht keine Gefahr, dass sie womöglich noch auf die Zuseher überschwappt. Die Spitzens sollten sich also bewusst werden, warum sie einander eigentlich so lieben, und glücklich bis an ihr Ende leben.

Originell ist "Murder Mystery" nicht, aber nett. Nett für einen gemütlichen Fernsehabend zu zweit, und das ist es nun einmal das, was viele nach einer normalen Arbeitswoche wollen. Da braucht es keinen Oscar oder gute Kritiken, die einem sagen, dass ein Film wirklich außergewöhnlich ist. Im Normalfall reichen ein, zwei Stars, eine kurzweilige Handlung und zum Schluss ein Happy End. (jop, 22.6.2019)