Wien – Der bosnisch-muslimische Bildungs- und Kulturverein "Ilum – Haus des Wissens", der einen Vortrag des bosnischen Salafisten Safet Kuduzović für Sonntagabend in Wien plante, hat die Veranstaltung abgesagt. Wie der Verein – er ist "Teil der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) und ein Teil der österreichischen Gesellschaft" – in der Nacht auf Sonntag auf Facebook mitteilte, verurteile und verachte er "jegliche Form von Extremismus und Terrorismus". Weltoffenheit und Freiheit" seien Vereinsideologie.

In dem Posting heißt es weiter: "Da unser Verein für die obengenannten Werte steht und die Grundwerte der österreichischen Verfassung achtet und schätzt, können wir als Veranstalter den Vortrag von Dr. Safet Kuduzović nicht verantworten." Solange die inkrimierenden Vorwürfe gegenüber dem Gastredner untersucht werden, würden "alle Aktivitäten" vorerst ruhend gestellt und die vereinsinternen Konsequenzen über die Verantwortung abgestimmt.

Dass Kuduzović, ein "auf dem Gebiet der Hadithwissenschaft anerkannter Islamwissenschaftler", nicht unumstritten ist, sei den Organisatoren bewusst gewesen. Man habe erst aus den Medien von Vorwürfen gegen Kuduzović erfahren.

Medienberichte führten zu Absage

Wie das Nachrichtenmagazin "Profil" in seiner neuen Ausgabe schreibt, wird Kuduzović als "aktuell führender salafistischer Prediger" bezeichnet. Wie "Profil" weiter berichtet, nennt ein Report des Western Balkans Extremism Research and Policy Analysis Forum des staatsnahen British Council aus dem Jahr 2018 Kuduzović "einen Führer der salafistischen Bewegung in der Region" und "einen der einflussreichsten Missionare in Bosnien". Laut dem Bericht soll er in einer Brandrede 1999 zur Gewalt gegen Juden aufgerufen und die Todesstrafe für die Schmähung des Propheten gefordert haben. Auch in einer Aufnahme aus dem Jahr 2015 sprach er sich dafür aus, Beleidigungen des Propheten mit dem Tod zu ahnden.

Kritik von ÖVP

Zuvor kritisierte ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer den geplanten Vortrag scharf. "Salafismus hat in Österreich keinen Platz, so wie jede andere Form des Extremismus in unserer Gesellschaft keinen Platz hat", erklärte Mahrer am Sonntag. "Hetze gegen die unanfechtbaren Werte der Freiheit, Demokratie, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit" dürfe "keinesfalls Platz greifen".

Es gelte, "dem islamistischen Radikalismus geschlossen entgegenzutreten". Das Innenministerium und die Stadt Wien seien "dringend gefordert, dem am heutigen Sonntagabend geplanten salafistisch-extremen Auftritt einen Riegel vorzuschieben". Die Volkspartei stehe für ein abendländisch-christlich-jüdisch geprägtes Wertefundament, das es zu schützen gelte und der Verantwortung gegenüber Land und Leuten gerecht werde. (APA, 23.6.2019)