Diana (Monica Piccinini) und Dafne (Arianna Vendittelli) in Graz.

Foto: Nikola Milatovic

Der musikbesessene steirische Bauernbub Johann Joseph Fux hat es einst nicht nur zum Hofkapellmeister geschafft. Er, der das Standardwerk der kontrapunktischen Tonsetzerei Gradus ad parnassum verfasste, ist neuerdings auch Objekt der nachhaltig angelegten Wiederentdeckung durch die Styriarte. Er darf sich, "wiederbelebt" durch Christoph Steiner, zu Beginn des Festes, sogar über die Abwesenheit von Kastraten beschweren.

Historisch informierte Aufführungspraxis kann heutzutage natürlich nicht mehr alle Komponistenwünsche erfüllen. Was Fux in der Helmut List Halle bei der Umsetzung seiner Oper Dafne in Lauro womöglich vernommen hat, die 1714 für den Geburtstag von Kaiser Karl VI. aufgeführt wurde, dürfte ihn allerdings besänftigt haben.

Dirigent Alfredo Bernardini und das Zefiro Barockorchester sind dem tanzfreudigen, klanglichen Reichtum der Musik verpflichtet. Zudem verstehen sie es, ihre Phrasierungskunst pointiert auch in den Dienst der sanften Dramatik einer Geschichte um Tugend (im Sinne strenger Enthaltsamkeit) zu stellen.

Buntes Treiben

Die profunde instrumentale Performance entfaltet sich jedoch im Umfeld einer recht bescheidenen Inszenierung. Wolfgang Atzenhofers Regie verbündet sich mit der kindlichen Freude einer weltumspannenden Buntheit (Bühne/Kostüme: Lilli Hartmann). Die Optik – Ironie und Selbstironie zugleich – zeigt Göttin Diana (tadellos Monica Piccinini) als eine Art afrikanische Jagdkönigin, während Amore (klangschön Sonia Tedla) mit seiner Haarpracht an die Sprungschanzenfrisur der Leningrad Cowboys gemahnt.

Einem antiken Museum wiederum scheint der verliebte Apollo (tolle Momente der Lyrik von Raffaele Pe) zu entspringen. Und die großartige Arianna Vendittelli wirkte als tugendhafte Dafne wie ein Naturwesen mit Hippieflair.

Auftrag fürs nächste Jahr

Dazu noch Videoatmosphäre: Es schwimmen um die Figuren Ruinen verflossener Epochen vorbei. Es schweben Schafe gen Himmel, auch treffen Antike und urbane Moderne aufeinander. Kein Wunder, dass Valerio Contaldo (als Mercurio) eine Brille trägt.

Obwohl sich aber Daphne zum Schluss – ihre Unschuld rettend – in einen Lorbeer verwandelt, blieb ein Wunsch offen. Jener nach mehr szenischer Stringenz. Beim nächsten Fux-Fest 2020 mag es gelingen, Szenisches auf das Musikniveau zu heben. (tos, 23.6.2019)