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Für eine komplexe Marsfauna wie in "John Carter" wäre das Zeitfenster eher zu klein gewesen – doch wer weiß, wie es mit mikrobiellem Leben auf dem Mars aussah.
Foto: Disney/AP/dapd

Wien – Eine ganze Reihe geologischer Formationen auf dem Mars deutet darauf hin, dass es auf dem heute so trockenen Planeten einst einen Wasserkreislauf gegeben hat – und damit in Zusammenhang auch eine dichtere Atmosphäre. Sollte es auf dem vormals Blauen Planeten auch Leben gegeben haben, hatte dieses allerdings nur ein Zeitfenster zur Verfügung, das von katastrophalen Bedingungen davor und danach eingerahmt war: erst die turbulente Anfangsphase des Planeten samt massenhaft Meteoriteneinschlägen – später der Verlust der Atmosphäre.

Immerhin könnte dieses Zeitfenster größer gewesen sein als gedacht, berichtet nun ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal "Nature Geoscience". Dessen Studie zufolge ließe sich das Zeitfenster nämlich in Richtung Vergangenheit ausdehnen: Das Bombardement des Mars mit Brocken aus dem All soll nämlich schon vor knapp 4,5 Milliarden Jahren geendet haben, nicht allzu lange nach der Bildung des Planeten selbst. Das wäre rund 700 Millionen Jahre früher als vermutet.

Fundstücke vom Mars

Das Team um Desmond Moser von der University of Western Ontario in Kanada nahm Fragmente von Meteoriten, die vom Roten Planeten stammen, genauer unter die Lupe. Diese "ganz besondere Gruppe von Marsmeteoriten" schlug im Jahr 2012 in Marokko auf. Sie entpuppten sich in ersten Analysen als die bisher einzigen, die höchstwahrscheinlich von der Regolith-Oberfläche der südlichen Hemisphäre des Mars stammen, berichtet Julia Walter-Roszjar vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien, die an der Studie ebenfalls beteiligt war. Alle anderen Marsmeteoriten – von bisher insgesamt rund 69.000 dokumentierten auf die Erde gefallenen Himmelskörper stammen nur rund 235 vom Mars – sind magmatischen Ursprungs.

Die Wissenschafter untersuchten die einzigartigen Funde in mehreren Laboratorien auf ihre Zusammensetzung. Am NHM machte sich Walter-Roszjar an die Analyse kleiner Mineral-Körner aus einer Leihgabe des Naturkundemuseums Bern – rund 100 Zirkone und ungefähr 60 Baddeleyiten. "Die sind besonders robust und lassen die Rekonstruktion der Druck- und Temperaturbedingungen zur Zeit ihrer Bildung am besten zu", so die Wissenschafterin.

Dabei zeigte sich, "dass die Körner erstaunlich ursprünglich geblieben sind". Anhand ihrer Mikrostruktur und der Umgebung im Gestein sei davon auszugehen, dass sie seit rund 4,5 Milliarden Jahren wenig Veränderung erfuhren. "Das ist sehr besonders, da so alte Zirkone, die von der Erde oder dem Mond bekannt sind, alle 'hoch geschockt' sind", also durch Impakte noch verändert wurden, so Walter-Roszjar.

Oase der Ruhe am Rand des inneren Sonnensystems

Dem Befund nach scheint also der Mars von jenem späten Bombardement, das Erde und Mond vor rund vier bis dreieinhalb Milliarden Jahren stark getroffen hat, weitgehend verschont geblieben zu sein. Das könnte wiederum bedeuten, dass das Fenster für die Entwicklung von Mikroorganismen am Mars deutlich früher aufging als vermutet: Druck und Temperatur könnten demnach bereits vor rund 4,2 Milliarden Jahren, als der Mars warm und feucht war, prinzipiell lebensfreundliche Bedingungen erlaubt haben, schreiben die Forscher.

"Das heißt, das Leben auf dem Mars hätte eventuell schon früher gezündet werden und dann in etwa 700 Millionen Jahre ausharren können, bis dann der Mars lebensfeindlich geworden ist", sagte Walter-Roszjar. Die Erde wiederum bot solche Bedingungen aufgrund des Bombardements erst rund eine halbe Milliarden Jahre später, wurde dann aber – gegenläufig zum Roten Planeten – immer lebensfreundlicher. (red, APA, 25. 6. 2019)