Das Ping-Pong-Turnier des Social Design Studio funktioniert nach ganz eigenen Regeln. Es geht darum, nie über die Grenze zu kommen und einen zu hohen Preis zu zahlen. Betrug lohnt sich.

Foto: Social Design Studio 2018

Im Frühjahr waren Kunststudierende zwei Wochen lang mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau unterwegs. Diese Erfahrung zwischen Asien und Europa, Klimazonen und Kulturen, Zugabteil und vorbeiziehender Landschaft verarbeiteten sie unterwegs in Zeichnungen, Texten und Videos. Die so entstandene Ausstellung Caviar on Instant Noodles trägt den Culture-Clash bereits im Titel.

Zu sehen ist das künstlerische Reisetagebuch nun im Büro des Rektors der Wiener Universität für angewandte Kunst. Die Dauer der Schau beschränkt sich hoch exklusiv auf Dienstagvormittag, elf bis zwölf Uhr. Gerald Bast muss schließlich irgendwo arbeiten, selbst wenn rundherum Feiern angesagt ist.

Jahresausstellung und Verkehrsstopp

Was machen die Wiener Kunststudenten eigentlich die ganze Zeit? Bisher stillte "The Essence" immer vor den Sommerferien dieses Interesse der Öffentlichkeit, heuer heißt die Gelegenheit zum Blick in die Ateliers "Angewandte Festival" und schnürt die Jahresausstellung aller Abteilungen auf vier kompakte Tage zusammen.

Diese Leistungsschau flankieren 70 Programmpunkte wie Performances, Gespräche, Filmvorführungen und Workshops in den teils neuen Räumen am Oskar-Kokoschka-Platz und in der Vorderen Zollamtsstraße 7. Der Platz wird gar für den Verkehr gesperrt.

"Öffnungen/Openings" lautet das alles überspannende Motto und adressiert Werte wie Solidarität und Menschenrechte. Wie schwer oder leicht es ist, in ein Ministerium hineinzukommen, hat dazu passend Rosa Andraschek in der unmittelbaren Nachbarschaft erforscht. Sie hat ihre Schritte der Kontaktaufnahme dokumentiert.

Hier ist viel möglich

Tsai-Ju Wu will seinem Publikum mit Hide behind your curtain! indes das Unwohlsein nehmen und bietet ihm Vorhänge an, um sich in seiner Schau zu verstecken. Wer gerne plaudert, ist also beim Institut für Sprachkunst besser aufgehoben. Oder an den Tischen der Wahlgeschenk-Tauschbörse, die natürlich zum Politisieren verführen will. Oder im Hof der Angewandten, wo dem Wetter gehuldigt wird: An einem Baum zeigen Lämpchen als faktische Unterstützung für den Smalltalk die Abweichung der aktuellen Temperatur vom Mittelwert an.

Das Programm ist zwischen nachhaltiger Architektur, Tragwerksexperimenten, Stadtmöblierung, E-Mobilität, Robotik, virtueller Realität, Datenvisualisierung und Industriedesign so vielfältig wie die Abteilungen der Universität. Die Fotoklasse hat zusammen mit dem STANDARD an der dieswöchigen Ausgabe des ALBUM gearbeitet, das am Freitag (14 Uhr) vor Ort präsentiert wird. Für Loch wird ein Grünstreifen aufgegraben. Was kommt zum Vorschein? Das wird sich erst zeigen. (Michael Wurmitzer, 24.6.2019)