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Die Strompreise sind zuletzt stark gestiegen. Ob zu Recht oder zu Unrecht, will sich die Regulierungsbehörde E-Control genau anschauen und, falls angebracht, den Stecker ziehen.

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Wien – Lange Zeit ging es mit den Strompreisen bergab, nicht nur in Österreich, hierzulande aber besonders stark. Seit einigen Monaten ist ein Trend in die Gegenrichtung zu beobachten. Erst am Dienstag hat die Salzburg AG eine Anhebung der Preise avisiert. Ab August bezahlen Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von durchschnittlich 3500 Kilowattstunden (kWh) im Versorgungsgebiet der Salzburger um 3,08 Euro mehr pro Monat für Strom. Auch Gas wird teurer, und zwar um knapp drei Euro monatlich bei Verbräuchen um die 15.000 kWh pro Jahr.

Die Hälfte aller rund 150 in Österreich tätigen Stromlieferanten hat die Preise für die Energie, also abzüglich Netztarif, Steuern und Abgaben, bei den Bestandskunden angehoben. Nach Berechnungen der Regulierungsbehörde E-Control bewegte sich der Preisanstieg zwischen sechs und 60 Prozent. Ob dieses Faktum auf eine neu gewonnene marktbeherrschende Stellung einzelner Unternehmen zurückzuführen ist, will der Regulator nun herausfinden.

Entscheidung über Branchenuntersuchung im Herbst

"Wir behalten uns auch vor, eine gesamthafte Branchenuntersuchung zu starten", sagt E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch. Dabei müssten die einzelnen Unternehmen Daten herausrücken und Kalkulationen preisgeben. Die Entscheidung darüber soll im Herbst fallen.

Über den Sommer will die E-Control, die den Strom- und Gasmarkt überwacht und im regulierten Netzbereich durch Tarifvorschreibungen für eine Art "künstlichen" Wettbewerb sorgt, das Verhalten der Unternehmen noch genauer beobachten.

Es gibt gute Argumente für die Verteuerung des Stroms für Industrie und Haushalte. Die Frage ist, ob das Ausmaß der zuletzt gesehenen Erhöhungen gerechtfertigt ist oder ob die eine oder andere Preiserhöhung auf Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung zurückzuführen ist. Mit der Anfang Oktober gegen den Widerstand Österreichs erfolgten Auftrennung der gemeinsamen Strompreiszone mit Deutschland ist der Strommarkt, auf dem sich die heimischen Preise bilden, kleiner geworden. Das biete auch "einen gewissen Nährboden für etwaige Marktmanipulationen", sagt Urbantschitsch.

Die Bewirtschaftung der künstlichen Stromgrenze zu Deutschland seit einem Dreivierteljahr habe am wenigsten zu den Preiserhöhungen beigetragen, sagt Urbantschitsch. Nach anfänglicher Unsicherheit wüssten die Stromhändler inzwischen mit den neuen Bedingungen umzugehen.

Strompreiszonentrennung

Statt unbegrenzter Kapazität stehen für den deutsch-österreichischen Stromhandel nur noch 4,9 Gigawatt zur Verfügung, die ersteigert werden müssen. Im Juni seien die Preise in Österreich sogar überwiegend kleiner gewesen als in Deutschland, sagt Johannes Mayer, Abteilungsleiter Volkswirtschaft der E-Control.

Kohle, CO2-Zertifikate teurer

Stärker ins Gewicht fallen die Preiserhöhungen bei Kohle und Gas, die zuletzt zu beobachten waren – sowie die Verteuerung der CO2-Zertifikate. Der Preis hat sich in den vergangenen Monaten auf 25 Euro je Tonne fast verfünffacht.

Konsumenten rät Urbantschitsch, Angebote anderer Stromanbieter einzuholen, etwa über den Tarifkalkulator der E-Control. Auch wenn das Einsparungspotenzial zuletzt gesunken sei – abhängig vom Standort könne man bei einem Lieferantenwechsel noch immer sparen.

Konnte ein Durchschnittshaushalt Mitte 2017 beim Wechsel vom angestammten zu einem alternativen Lieferanten um 203 bis 332 Euro billiger aussteigen, liegt die mögliche Ersparnis derzeit zwischen 108 und 204 Euro pro Jahr. (Günther Strobl, 25.6.2019)