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Facebooks Libra-Projekt für eine firmeneigene Digitalwährung stößt bei Experten auf Kritik. Eine Facebook-Währung "könnte sehr, sehr weitreichende Folgen haben", sagte der Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende, Gerhard Schick, dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" am Dienstag. "Denn die Dominanz von Facebook würde sich in eine enorme Dominanz am Finanzmarkt ausweiten."

Das sei wegen der Macht gegenüber den Verbrauchern und Bürgern problematisch, aber auch, weil dann ein IT-Konzern möglicherweise systemisch relevant für den Finanzmarkt werde. "Also 'too big to fail', wie wir es von Banken kennen und eigentlich überwinden wollen, gäbe es dann auch in Bezug auf Facebook", warnte Schick.

Erpressbar

Staat und Gesellschaft könnten in einer Krise erpressbar werden, "so wie wir das bei den Großbanken 2008/2009 erlebt haben", sagte der ehemalige Finanzexperte der Grünen weiter und forderte eine Regulierung von Facebook. "Meines Erachtens wird hier eine marktbeherrschende Stellung von Facebook im Bereich Social Media genutzt, um Marktmacht in einem anderen Bereich, nämlich Zahlungen zu erreichen. Da müssten die Wettbewerbsbehörden einschreiten."

Schick rechnet damit, dass sich eine eigene Kryptowährung von Facebook aufgrund der hohen Nutzerzahl von Facebooks Messengerdiensten schnell verbreiten könnte. "Wir können davon ausgehen, dass eine Facebook-Währung sehr schnell sehr populär würde und bisherige Zahlungswege verdrängen würde", sagte er.

Start 2020

Facebook hatte in der vergangenen Woche angekündigt, die eigene Kryptowährung in der ersten Jahreshälfte 2020 an den Start bringen zu wollen. Libra soll es allen Facebook-Nutzern – täglich ein bis zwei Milliarden Menschen – ermöglichen, untereinander Geld zu versenden und Waren von Unternehmen zu kaufen.

Bedenken hatte dies zuletzt auch bei der Bundesbank geschürt: Wenn von den 2,7 Milliarden Facebook-Nutzern nur 100 Millionen mitmachten, hätte Libra schon mehr Kunden als der gesamte deutsche Bankenmarkt, hatte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gewarnt. Zudem könne sich Facebook zu einem der größten Gläubiger von Staaten entwickeln. (APA, 25.6. 2019)