"A Way Out" ist eines von den Games aus dem Originals-Programm.

Foto: A Way Out

Electronic Arts genießt nicht gerade den besten Ruf. Der milliardenschwere Konzern hat sich den Status aber komplett selbst erarbeitet. Lootboxen, unfertige Spiele und Neuaufgüsse eines Games zum Vollpreis zählen unter anderem zu den Kritikpunkten. Es gibt aber auch eine andere Seite von EA. Mit EA Originals hat das vielerorts verhasste Unternehmen ein Programm zur Förderung von besonders wertvollen Indie-Games ins Leben gerufen. Wie es ist, wenn als Publisher plötzlich Electronic Arts an Bord ist, erzählten mehrere Indie-Studios bei einem Panel rund um die EA Play. DER STANDARD war vor Ort und hat zugehört.

Electronic Arts

Dank EA im Rampenlicht

Eines der Studios im EA-Originals-Programm ist etwa die Berliner Spieleschmiede Jo-Mei, die am 5. Juli Sea of Solitude veröffentlicht. Bei dem Game für PC, Playstation 4 und Xbox One werden die für Spiele recht ungewöhnlichen Themen Einsamkeit und Depressionen verarbeitet. Die Idee für Sea of Solitude geht auf Cornelia Geppert zurück, die zuvor an Mobile-Games gearbeitet hat. Vier Jahre lang arbeitete die Deutsche an dem Konzept, bis 2016 EA an das Studio herantrat und Unterstützung anbot. Nachdem das Game bei der EA Play 2018 vor einem Millionenpublikum gezeigt worden war, ging es bei Jo-Mei richtig los. Plötzlich stand das kleine Berliner Studio im internationalen Rampenlicht.

Electronic Arts

"Ein wirklich guter Zuhörer"

Von einer ähnlich guten Zusammenarbeit kann auch Klaus Lyngeled vom schwedischen Studio Zoink berichten. Die Spieleschmiede mit 25 Mitarbeitern brachte 2018 Fe heraus, ein Action-Adventure für PC, Playstation 4, Xbox One und Switch. Lyngeled erzählt, dass es ihm und seinen Mitarbeitern vorrangig darum geht, Spaß bei der Arbeit zu haben – auch wenn diese noch so anstrengend ist. Und EA hätte hieran nichts geändert. Zoink hat in der Vergangenheit mit mehreren Publishern zusammengearbeitet und zählt den US-Konzern zu den besten. "Sie sind einfach wirklich gute Zuhörer, interessieren sich für das Spiel und geben auch gutes Feedback", betonte Lyngeled.

Albany Business Review

"EA, wirklich?"

Velan Studios ist seit kurzem Teil von EA Originals. Das Studio wurde von Karthik Bala und seinem Bruder gegründet – zwei Games-Veteranen, die bereits seit Anfang der 1990er in der Branche sind. Das New Yorker Studio arbeitet aktuell an einem Online-Multiplayer-Game, das viele Spieler benötigt. Also wurde auf eine Zusammenarbeit mit EA gesetzt, die dem Game einerseits die Userbasis zuführen können und andererseits auch "ein wirklich gutes Einkommensmodell" im Rahmen von EA Originals bieten. Bala zeigte sich anfangs skeptisch. "EA, wirklich?", fragte er sich vor dem Deal selbst. Als er dann aber merkte, dass die Führungskräfte alle selbst Gamer sind, das Spiel ausprobierten und wirklich gut darin waren, unterschrieb er.

11 bit studios

Schwierig, aus der Masse zu stechen

Etwas pragmatischer sieht man die Zusammenarbeit hingegen beim polnischen Indie-Entwickler 11 Bit Studios. Auf die Spieleschmiede gehen Frostpunk und This War of Mine zurück, zwei erfolgreiche Games in einem ungewöhnlichen Setting. Business Development Manager Piotr Bajrasrzewski berichtet davon, dass es immer schwieriger wird, Spieler und Presse zu erreichen. Man muss mit außergewöhnlicher Qualität aus der Masse herausstechen und Kooperationen mit größeren Partnern eingehen, um nicht unterzugehen. Bajrasrzewski berichtet auch davon, dass Spieler Fehler nicht verzeihen – egal ob hinter einem Game ein riesiges Team oder nur wenige Entwickler stehen.

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Kein Gewinn für Electronic Arts

Einen Gewinn streicht EA mit dem Programm übrigens nicht ein, lediglich die Kosten will der Konzern gedeckt haben. Das meiste Geld wird ohnehin durch Mikrotransaktionen in die Kassen des Konzerns gespült. Originals hat allerdings die Erwartungen von EA deutlich übertroffen. A Way Out von Hazelight Studios verkaufte sich in zwei Wochen mehr als eine Million Mal. EA selbst hatte damit gerechnet, dass weniger als 900.000 Kopien verkauft werden. Qualität setzt sich halt doch durch. (Daniel Koller aus Los Angeles, 29.6.2019)