Der Strom von grünen und roten Punkten stellt die vom Protokoll geforderten Antworten dar und zeigt so das Vorhandensein von Verschränkungen zwischen Photonen.

Illustr.: Rolando Barry/University of Vienna

Wien – Von künftigen Quantencomputern verspricht man sich einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Rechnern. Eine Grundvoraussetzung dafür sind quantenphysikalisch miteinander verschränkte Teilchen. Wiener Physiker konnten solchen verschränkten Partikeln nun mittels weniger Fragen entlocken, ob sie sich tatsächlich in dem seltsamen Zustand befinden, wie sie im Fachblatt "Nature Physics" berichten.

Das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung besagt, dass zwei Teilchen – etwa Photonen – in gewisser Weise miteinander verbunden bleiben. Die Messung an einem legt unmittelbar den Zustand des anderen fest, auch wenn sie beliebig weit voneinander entfernt sind. Misst man an einem dieser Teilchen beispielsweise die Richtung der Lichtschwingung (Polarisation), zeigt sich, dass das Partnerteilchen auch in der selben Richtung schwingt.

Komplexer Messaufwand

Dieser Effekt wird in Quantencomputern zur Informationsverarbeitung genutzt. Vor allem in größeren Quantensystemen mit vielen verschränkten Teilchen, die für leistungsstarke Quantenrechner vonnöten sind, sei es nicht einfach, festzustellen, ob und welche Teilchen miteinander auf diese besondere Weise in Verbindung stehen. Je mehr Teilchen das System umfasst, desto größer wird der Messaufwand.

Das Wissenschafterteam unter der Leitung von Philip Walther vom Vienna Center for Quantum Science and Technology (VCQ) an der Uni Wien und Borivoje Dakic von der Universität Belgrad hat nun auf Basis eines vor Kurzem entwickelten theoretischen Konzepts einen neuen Ansatz zum Nachweis der Verschränkung verfolgt. Im Rahmen ihres Experiments, an dem auch Forscher der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) beteiligt waren, erstellten sie ein System aus sechs verbundenen Photonen. Danach wurden diese sozusagen gezielt über ihren Zustand befragt.

Verlässliche Verschränkungsdiagnose

"Es ist irgendwie so, als würde man dem Quantensystem bestimmte Ja-Nein-Fragen stellen und die erhaltenen Antworten aufschreiben. Je mehr positive Antworten gegeben werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das System Verschränkungen aufweist", so die Erstautorin der Studie, Valeria Saggio. Die Messungen hätten ergeben, dass mit diesem Ansatz Verschränkung mit einer Wahrscheinlichkeit von annähernd 100 Prozent nachgewiesen werden könne, obwohl dazu nur wenige Fragen und Antworten nötig sind. Selbst wenn das System aus mehr Teilnehmern besteht, brauche es zur Verschränkungsdiagnose nicht unbedingt zusätzliche Fragen, was die neue Methode im Vergleich zu herkömmlichen Herangehensweisen sehr attraktiv mache. (APA, red, 1.7.2019)