Willi Mernyi wird als ÖGB-Sekretär künftig die Kampagnen anführen.

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In Zeiten von Slim-Fit-Anzügen, geschliffener Rhetorik und weltfremdelnder Politik ist Willi Mernyi eine Art Antiheld aus der Arbeiterschaft. Er ist laut, grob und wahnsinnig freundlich. In seinen kämpferischen Ansagen spricht er alle mit Du an, im direkten Gespräch rutscht ihm auch einmal ein "Oida" heraus. Da könnte man fast vergessen, dass der gelernte Starkstrommonteur ein Kommunikations-Vollprofi ist.

Im Österreichischen Gewerkschaftsbund will er als fortan Leitender Sekretär und Kampagnenchef eine "Gegenmacht" aufbauen. Gegen wen? "Unternehmen, die nicht mit uns reden, die Betriebsräte verhindern, die Gesetze nicht einhalten." Wobei er in Hinblick auf den anlaufenden Wahlkampf sofort die Überparteilichkeit seiner Anliegen betont: Die Gewerkschaft sei keine Außenstelle der SPÖ, sagt der selbsterklärte "glühende Sozialdemokrat".

Parteikarriere schießt er aus

Denn als Geschäftsführer der FSG, der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter, bereite ihm nichts mehr Freude, als gemeinsam mit Christdemokraten und Grünen "für die Leute einzustehen". Dabei war er in der SPÖ immer wieder für verschiedene Funktionen im Gespräch – zuletzt als Wahlkampfmanager von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Er wollte nicht.

Im Gespräch mit dem STANDARD schließt Mernyi eine Karriere in der Partei nun gänzlich aus: "Ich bin mit Leib und Seele Gewerkschafter, das ist meine Familie. Hier habe ich meine Vertrauten, hier gibt es keine Intrigen." Bereits im Alter von 17 Jahren trat der in Wien geborene Sohn vertriebener Donauschwaben der Gewerkschaft bei, als Jugendsekretär saß er ab 1993 im Bundesvorstand des ÖGB.

Antifaschist und Fußballfan

Nach seiner Lehre studierte Mernyi Kulturmanagement und organisierte mehrere Jahre lang Kabarettveranstaltungen mit Szenegrößen wie Alfred Dorfer und Roland Düringer. Schlussendlich sei das aber auch nichts anderes gewesen als das Verlegen von Kabeltrassen, sagt er, "immer dasselbe". So wurde er hauptberuflich Gewerkschafter.

Nebenbei ist der überzeugte Antifaschist Vorsitzender des Mauthausen-Komitees. In seiner Freizeit geht er am liebsten ins Fußballstadion. Rapid sei kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung. Beim Fußball könne man auch so gut mit anderen Leuten diskutieren, erzählt Mernyi, der für seine packenden Reden bekannt ist. Wenn sich eine Debatte über den Zwölfstundentag nicht ergibt, erkläre er halt, dass "schwul" kein Schimpfwort ist. (Katharina Mittelstaedt, 25.6.2019)