Roland Ratzenberger verunglückte in seiner ersten Formel-1-Saison.

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Ayrton Senna, hier bei seinem Triumph in Spa 1988, verunglückte 1994 tödlich in Imola – ebenso wie der Salzburger Roland Ratzenberger tags zuvor.

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In der Sportredaktion läuft naturgemäß auch am Sonntag, dem 1. Mai 1994, der Fernseher. Die Formel 1 dreht sich um den Großen Preis von San Marino, das dritte Rennen der WM-Saison. Die traurige Geschichte des Wochenendes von Imola scheint bis auf den zur Nebensache gewordenen Rennausgang geschrieben. Sie handelt von Roland Ratzenberger, der im Qualifying am Samstag tödlich verunglückt. Es ist der erste letale Unfall im Rahmen einer GP-Veranstaltung seit 1982. Ein zuvor beschädigter Teil des Frontflügels am Simtek des Salzburgers bricht weg. Er verliert die Bodenhaftung, rast mit mehr als 300 km/h gegen die Begrenzungsmauer. Auf den TV-Bildern wird das Furchtbare augenblicklich deutlich. Ratzenberger stirbt. Ein Formel-1-Rennen und Platz elf hat er zu Buche stehen.

Der GP findet statt

Die Show stirbt nicht. Der Grand Prix findet statt. Der junge Michael Schumacher, Sieger der ersten zwei Saisonrennen, macht im Benetton Druck auf Ayrton Senna, den dreifachen Weltmeister, der 1994 zum dritten Mal von der Pole startet. Senna hat 161 Starts und 41 Siege eingefahren. In der siebenten Runde bricht Sennas Williams in der Tamburella-Kurve aus, der Aufprall auf die Mauer erfolgt nach Vollbremsung bei 211 km/h. Rennabbruch. Senna wird auf dem Asphalt versorgt, aus dem Hubschrauber wird gefilmt. Ein Helikopter fliegt Senna ins Krankenhaus. Eine große Blutlache bleibt zurück.

Neustart

Die Show stirbt nicht. Das Rennen wird neu gestartet. Schumacher gewinnt, holt 1994 seinen ersten von sieben WM-Titeln. Auf dem Podest entfällt die Champagner-Dusche. Gut zwei Stunden nach Rennende kommt aus dem Spital die Nachricht von Sennas Tod. Später findet man im Wrack des Williams eine kleine österreichische Fahne, die der Brasilianer nach dem Rennen zu Ehren Ratzenbergers schwenken will. Die Unfallursache wird nie restlos geklärt. Ein Defekt der Lenkung ist wahrscheinlich.

"Gott hat seine schützende Hand von der Formel 1 genommen", kommentiert Niki Lauda. "Es war, als hätte man Jesus live gekreuzigt." Mit diesen Worten wird der damalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone zitiert. Imola wirkt nachhaltig. Die Sicherheit von Autos und Rennstrecken drängt sich in den Fokus der Formel-1-Verantwortlichen, um dortzubleiben. (Benno Zelsacher, 4.7.2019)