Für authentisch befunden und gerahmt: Zwei weitere Fragmente der Riesenbibel sind wieder aufgetaucht.
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St. Florian bei Linz – In der Bibliothek des Augustiner Chorherrenstiftes St. Florian wurden bei einer "Abstaubaktion" – so der Wortlaut des Stifts – zwei weitere Fragmente der sogenannten Riesenbibel gefunden und nun präsentiert. Die Riesenbibel von St. Florian wurde vermutlich zwischen 1140 und 1150 im Skriptorium des Klosters gefertigt und gilt mit ihrem Maß von 66 mal 48 Zentimetern als größte mittelalterliche Handschrift Österreichs.

Bibliothekar Friedrich Buchmayr und Ordensmann Clemens Kafka fanden die Fragmente, die als Einbände für andere Bücher verwendet worden waren – eine nach dem Aufkommen des Buchdrucks nicht unübliche Form von Recycling. Das erste Fragment mit einer Passage aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer diente als Einband für eine Archivhandschrift der Pfarre Schöndorf aus dem Jahr 1594. Das zweite, auf dem der Beginn des Buchs der Psalmen zu lesen ist, fand sich als Einband eines Predigtbuchs aus dem Jahr 1601.

Viele verschwundene Bücher

Die Entdeckung gelang bereits im Vorjahr, allerdings musste sie erst verifiziert werden. Der Verdacht, dass die beiden Einbände aus der Riesenbibel stammen, kam unter anderem durch eine charakteristische Initiale des Buchstaben D auf. Es folgte eine monatelange wissenschaftliche Überprüfung, die nun Gewissheit lieferte.

Ursprünglich dürfte die Riesenbibel von St. Florian drei Bände mit allen Büchern des Alten und Neuen Testaments umfasst haben – erhalten blieb aber nur ein einzelner Band. Von etlichen verschwundenen Blättern waren bis zu dem aktuellen Fund nur zwei aufgetaucht. Auch sie waren zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Einbandmaterial zweckentfremdet worden. (APA, red, 27. 6. 2019)