Im Wiener Haschahof soll ein Grätzlzentrum für die Zivilgesellschaft etabliert werden.

Foto: Heribert Corn

Von links: Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ), Andreas Gugumuck (Wiener Schneckenmanufaktur und Sprecher von Zukunftshof Stadtlandwirtschaft), Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ), Gregor Puscher (Geschäftsführer Wohnfonds Wien).

Foto: Martin Votava

Wien – Eigentlich hätte der Wiener Haschahof vor wenigen Jahren abgerissen werden sollen. Davon will aber heute niemand mehr etwas wissen, auch nicht der Wohnfonds Wien, Eigentümer des 10.000 Quadratmeter großen Areals im Süden der Stadt. Zusammen mit Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) wurde nun der Sieger des Auswahlverfahrens für die Zwischennutzung des Geländes präsentiert: das Team "Zukunftshof Stadtlandwirtschaft".

Hinter diesem Verein steht der Stadtlandwirt und Schneckenzüchter Andreas Gugumuck. Er selbst ist Anrainer und will ein Grätzlzentrum für die Zivilgesellschaft etablieren. In Form einer Genossenschaft sollen sich Kleinunternehmen und Initiativen, die Pionierarbeit im Urban Farming leisten, beteiligen und eine Art Labor aufbauen.

Kritik beherzigt

Erst vor wenigen Monaten wurde die Ausschreibung für die Zwischennutzung von der Interessenvertretung der freien Kulturarbeit in Wien (IG Kultur) heftig kritisiert. Die Ausschreibung lasse kleinen und nichtkommerziellen Initiativen keine Chance, so die Kritik.

Der Geschäftsführer des Wohnfonds, Gregor Puscher, zeigte sich in den Verhandlungen kompromissbereit. Statt zehn Jahre soll der Verein das Areal vorerst über mindestens 20 Jahre nutzen können, so Puscher. Als Besitzer sicherte sich der Wohnfonds sein Mitspracherecht in Form eines Beirats, dem auch Vertreter des Bezirks angehören werden.

Startschuss Herbst

Neben einem kommerziell ausgerichteten Gastronomiebetrieb soll das Areal für die Allgemeinheit offenstehen und mit einem Ab-Hof-Verkauf zum Flanieren einladen. In einer Kooperation mit dem Wiener Kulturzentrum Wuk sind Künstlerateliers und eine Produktionsschule für Jugendliche, die sich nicht in Ausbildung befinden, geplant.

Im Herbst beginnt der Betrieb mit Open-Air-Kinos, ab 2021 soll der Vollbetrieb starten. Der Sprecher von "Zukunftshof Stadtlandwirtschaft" will sich künftig auch in die Stadtentwicklung einmischen. "Wir sind das Gewissen der Stadt", sagt Gugumuck. Allein rund um den Haschahof liegen rund 100 Hektar Land, die in Zukunft bebaut werden sollen. (Laurin Lorenz, 26.6.2019)